Oper: Schneekönigin ist gelungene Familienunterhaltung
Szene aus der Schneekönigin mit Marvin Zobel, Marie-Pierre roy und Blazej Grek. Foto: Theater Dortmund
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, am Sonntagnachmittag die Premiere der Schneekönigin zu sehen, während draußen der Hochsommer sein April-Gastspiel gab. Aber wer den Platz im Opernhaus den Freiluftvergnügungen vorgezogen hatte, wird sich am Ende nicht geärgert haben. Johannes Schmids Inszenierung der Familienoper von Marius Felix Lange, die 2016 an der Deutschen Oper am Rhein in Duisburg Uraufführung hatte, bot die Qualität, die man an der Dortmunder Oper von ähnlichen Märchen-Inszenierungen gewohnt ist.
Star ist dabei einmal mehr die grandiose Ausstattung und das Bühnenbild von Tatjana Ivschina, die – je nach Bedarf – für wildromantische, gruselige, eiszeitliche oder heimelige Optiken sorgen. Ein Sonderlob geht wieder an die Kostümabteilung des Theaters, das den Opernchor unter der Leitung von Manuel Pujol phantastisch als Blumenmädchen ausgestattet hat – um nur ein Beispiel für viele gelungene Kostüme zu nennen.
Abweichend zu Andersens Original-Märchen hat Marius Felix Lange einige Trolle in die Handlung eingebaut, die für Spaß sorgen. So ist es nicht der Teufel, der den berühmten Spiegel herstellt, sondern der Deubeltroll (Dong-Won Seo), und seine tollpatschigen Schüler Tölpeltroll (Julia Amos) und Trotteltroll (Blazej Grek) zerbrechen ihn. Die beiden begleiten Greta (Marie Smolka) auf ihrer Suche nach Kay (Marvin Zobel), der bekanntlich zwei Splitter des verhexten Spiegels in Auge und Herz bekommen hat, und sorgen so immer wieder für heitere Momente.
Viele Stars dabei
Schön ist, dass viele der Stars der nun zu Ende gehenden Herzog-Ära noch einmal auf der Bühne zu sehen sind. So sind sich Ilana Mateescu, Almerija Delic, Fritz Steinbacher, Thomas Paul und Emily Newton auch für kleinere Rollen nicht zu schade. Die düstere Titelheldin wird von Marie-Pierre Roy gesungen.
Für den gelungenen Schnee-Nachmittag an einem Hochsommer-Nachmittag sorgen auch die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stadtmüller. Am eingängigsten ist dabei vermutlich das Lied der Krähe (Fritz Steinbacher), wenn sie Gerda den Weg zum Palast der Schneekönigin weist.
Diese Familienoper ist für Kinder ab acht Jahren vorgesehen. Und viel jünger sollten die Besucher auch tatsächlich nicht sein, denn sonst könnten sie sich besonders am Anfang doch etwas gruseln. Das müssen in der Premiere notgedrungen auch einige Eltern einsehen und kurz nach dem Anfang die Vorführung mit ihren schreienden Kindern verlassen.
Andreas Schröter
Theater Dortmund
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