Das Tierreich dreht sich um Probleme beim Erwachsenwerden

Szene aus Das Tierreich mit den Theaterpartisanen und der Tanzwerkstatt vier.D. Foto: Birgit Hupfeld
Wie schon in der vorigen Spielzeit haben der Jugendclub des Schauspiels, die Theaterpartisanen 16+ unter der Leitung von Sarah Jasinszczak, und die Tanztheaterwerkstatt vier.D unter der Leitung von Birgit Götz für eine Produktion gemeinsame Sache gemacht. „Surprise Meetings“ hieß das Stück im vorigen Jahr, diesmal heißt es „Im Tierreich“ nach einer Vorlage von Nolte Decar. Premiere war am Samstag im Schauspielstudio.
Und wie im Vorgänger geht es auch diesmal um die typischen Probleme beim Erwachsenwerden. Wie soll man als Jugendlicher die Zeit in den Sommerferien totschlagen, wenn man nicht wegfährt? Mit Federball, ersten Küssen, Partys und Flaschendrehen? Mit Diskussionen über Politik oder nächtlichen Filmsessions? Wie steht man eigentlich zu den eigenen Eltern? Und wer steht in der ersten Beziehung bei wem unter dem Pantoffel? Wie im richtigen Leben gibt’s dabei Zicken, Machos, gut aussehende Jungs und Mädchen – und einen, der gemobbt wird. Das alles folgt nur lose einem Handlungsstrang, ist vielmehr eine Collage, in der die 16 jungen Akteure abwechselnd ihre Auftritte haben. Für zusätzliche Auflockerung sorgen viel Musik und die auf Zwillingslook ausstaffierten vier.D-Mitglieder mit ihren gelungenen Tanzchoreographien.
Splitterfasernackt
Theaterpartisan Jan Nwattu, der Talent fürs Schauspielern beweist, traut sich sogar, splitterfasernackt auf der Bühne zu erscheinen, und einmal, als sich beim Federball das Spielgerät in der Deckentechnik des Schauspielstudios verfängt, spielen die beiden Jung-Schauspieler einfach mit einer Papierkugel weiter. Gut improvisiert!
Negative Sichtweise
Kritisieren könnte man – wie schon im Vorjahr –, dass das Stück eine sehr negative Sicht auf die Jugend zeigt. Alles ist schlecht, die Jugendlichen haben meist schlechte Laune und sind genervt. Es wäre schade, wenn das tatsächlich der Realität entspräche. Auch arbeitet das Stück mit vielen Klischees: So und so ist es eben in der Jugend. Basta! Ausreißer gibt’s nur selten.
Panzer knallt auf Schule
Einen (krassen) Ausreißer in der Handlung gibt’s dann aber doch: Aus einem Flugzeug fällt ein Panzer direkt auf die Schule und radiert sie komplett aus. Das wird anschaulich per Videosimulation gezeigt – und gibt den Jugendlichen Diskussionsstoff über Waffenlieferungen. Auch Verschwörungstheorien kommen auf.
Es ist toll, dass das Schauspiel Dortmund mit festen Einrichtungen wie dem Sprechchor und den Theaterpartisanen auch Laien die Möglichkeit gibt, ein Stück zu erarbeiten und auf der Bühne zu stehen. Beide Gruppen nutzen dieses Angebot mit viel Spielfreude und Engagement.
Mitwirkende:
Theaterpartisanen: Marlene Unterfenger, Rafael Reis, Jan Nwattu, Moritz Kopperschmidt, Line Grewe, Lisa Goltzsche , Eugen Tarasov, Dario, Waltschew, Alicia Maselli, Ronahi Kahraman, Melissa Sadowski
vier.D: Melis Karca, Rosa Cizmowski, Adriana Reinecke, Henrike Tünnermann, Maja Ve Iser, Alisa Kuznetsova
Andreas Schröter
www.theaterdo.de
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