Der designierte US-Präsident Donald Trump hält nicht viel von grüner Energie. Jetzt hat er sich mit Rex Tillerson einen weiteren Klimaskeptiker ins Kabinett geholt. Der soll der nächste Außenminister der USA werden. Derzeit leitet Tillerson das Mineralölunternehmen ExxonMobil, einen Konzern, der fast drei Jahrzehnte lang den Klimawandel geleugnet hat.
Viele andere Reiche und Einflussreiche in den USA denken derweil in die entgegengesetzte Richtung und setzen ein Zeichen: Zusammen mit Jeff Bezos ( Amazon), Jack Ma (Alibaba) und anderen Industriegrößen will Bill Gates einen Fonds aufsetzen, der in grüne Energien investiert.
Mit dem Einstiegsinvestment von einer Milliarde US-Dollar prescht Gates vor. „Breakthrough Energy Ventures" heißt der Fonds, der eine Laufzeit von 20 Jahren hat und in Technologien investiert, die laut Gates das Potenzial haben, den weltweiten Klimawandel zu verlangsamen.
Anleger scheuen nachhaltige InvestitionenNachhaltige Fonds und grüne Investments gibt es schon lange. Aber wenn nun Bill Gates investiert, könnte das einen Kickoff bewirken. Denn viele Anleger scheuen sich noch vor Investitionen in diesem Bereich.
Die Renditen sind anderswo höher. Viele stellen sich die Frage: Lohnt sich für Anleger nun der Schritt in die nachhaltige Richtung? Generell wächst auch in Deutschland die Zahl derer, die ihr Geld aus Öl- und Kohleunternehmen abziehen und in nachhaltige Investitionslösungen umschichten.
„Auf fast fünf Billionen US-Dollar ist das Gesamtvermögen der Investoren angestiegen, die sich weltweit bereits verpflichtet haben, ihre Investitionen aus fossilen Energien abzuziehen", sagt Jochen Wermuth, Mitglied im Präsidium von „Europeans for Divest Invest" und CIO von Wermuth Asset Management.
Kein Erdöl, keine Rüstung, keine AtomkraftImmer mehr Vermögensverwalter und reiche Familien investieren in Deutschland nachhaltig. Darunter ist auch der selbstständige Fondsmanager Manfred Wiegel. Er legte im Februar 2015 den „green benefit Nachhaltigkeit Plus" Fonds auf.
Rund 2,3 Millionen Euro hat er seit der Auflegung eingesammelt. „Bei uns werden Themen wie Erdöl, Rüstung und Atomkraft zu 100 Prozent ausgeschlossen", sagte Wiegel im Gespräch mit der „Welt". Renditen werden in herkömmlichen Fonds größerer Banken nicht selten mit Investments aus genau diesen Bereichen erzielt.
Wiegel ist einer der wenigen Investmentprofis in Deutschland, die diese Branchen konsequent meiden. Er investiert ausschließlich in Unternehmen, die überwiegend in einem Sektor aktiv sind - zum Beispiel in Wind- oder Solarenergie.
Somit bestehe erst gar nicht die Gefahr, dass eine Firma nebenbei noch indirekt in Firmen investiert, die zum Beispiel Waffen herstellen.
Erfolgreicher chinesischer AutoherstellerEine der Firmen, in die Wiegel investiert, ist zum Beispiel der 2003 gegründete chinesische Automobilhersteller BYD. Das Unternehmen ist einer der größten Auto-Produzenten des Landes und baut mehr Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge als der amerikanische Elektropionier Tesla.
Insbesondere im öffentlichen Transport sei BYD sehr aktiv. „Bei Bussen und Taxis wird in der E-Mobilität noch sehr viel passieren", glaubt Wiegel. Über die letzten fünf Jahre hat sich der Wert der Aktie verdreifacht - Starinvestor Warren Buffett investierte bereits vor acht Jahren und verdiente Milliarden.
Aber nicht nur Privatanleger, sondern auch die Kirchen investieren ihr Geld erfolgreich in nachhaltige Fonds. Die Wertentwicklungen ist gut, aber oftmals nicht wirklich „grün". So schaffte der „EB - Sustainable Multi Asset Invest UI" Fonds der evangelischen Bank eG seit seiner Auflage immerhin 13,5 Prozent Wertsteigerung.
Auch Kirche versucht grün zu seinIn der Beschreibung steht jedoch, dass der Fonds einen „möglichst durchgängigen Nachhaltigkeitsansatz" verfolgt. Das lässt Spielraum für Investments in weniger nachhaltige Produkte.
So findet man in den Top Zehn der Investitionen des Fonds auch eine Anleihe des französischen Mineralölunternehmens „ Total ", dabei hat ein Öltanker des Unternehmens 1999 eine Ölpest an der Küste der Bretagne verursacht.
Auch der „KCD-Union Nachhaltig AKTIEN" Fonds hat eine gute Wertentwicklung. Die Abkürzung steht für „Kirche, Caritas und Diakonie". Er schaffte in den letzten fünf Jahren einen Wertzuwachs von über 75 Prozent. Der Fonds wirbt mit einem „umfangreichen Verfahren" zur Ermittlung der nachhaltigen Unternehmen. Das norwegische Ölunternehmen „ Statoil " steht trotzdem in den Top-Zehn-Positionen des Fonds.
Dass in solche Unternehmen investiert werden darf, liegt an dem sogenannten „Best-in-Class-Ansatz". Dieser erlaubt Investments in Unternehmen, die innerhalb ihrer Branche führend bei der Nachhaltigkeit sind. Somit darf auch in Erdöl-Unternehmen investiert werden.
Als Gegenentwurf zu diesem Ansatz gibt es den „pure-player"-Ansatz, den Fondsmanager Manfred Wiegel konsequent verfolgt. Hier wird ausschließlich in nachhaltige Branchen und dort wiederum in die besten Firmen investiert.
Umweltbanken holen aufDas ist der „ehrlichere" Ansatz - bei dem hohe Erträge deutlich schwieriger zu erzielen sind. Das zeigt sich auch an der Wertentwicklung von Wiegels Fonds. Anleger mussten in den letzten 12 Monaten ein Minus von 26 Prozent verkraften. „Gegen die Masse anzukämpfen ist nie einfach", sagt Wiegel.
Das spüren auch die sogenannten Umweltbanken. Diese bauen im Geschäftsbetrieb auf Ideale wie Menschlichkeit, Vertrauen, Individualität und gewinnen so neue Kunden wie die Werkgemeinschaft Berlin-Brandenburg. Diese beschäftigt in verschiedenen Werkstätten Menschen mit und ohne Behinderung.
„Der Mensch mit seinen Besonderheiten steht hier im Mittelpunkt ", erklärt Geschäftsführer Peter Sellier bei einem Werkstatt-Rundgang. Für Sellier war von Anfang an klar, dass auch die Bank, bei der das Geld seiner Einrichtung liegt, „menschlich" sein und handeln sollte.
So fand er zur GLS Bank, die größte deutsche Bank mit ökologisch-sozialem Anspruch. Banken wie die GLS versprechen ihren Kunden, dass sie ihr Geld in Form von Krediten nur an Projekte und Firmen verleihen, die ebenfalls im ökologisch-sozialen Sektor tätig sind - wie die Werkgemeinschaft Berlin-Brandenburg.
Umweltverträglicher Lebensstil ist längst attraktivAls das Haus mit der Holzwerkstatt vor vier Jahren erweitert wurde, kam der Kredit dafür von der GLS. „Das Projekt ist mittlerweile eines der Aushängeschilder der Bank auf ihrer Website", sagt Sellier nicht ohne Stolz. Man hat sich gesucht und gefunden.
Aber solche Geschäftsmodelle funktionieren nicht nur in der Nische. Ein umweltverträglicher Lebensstil ist besonders in der höheren Mittelschicht längst attraktiv. Im Bio-Supermarkt trifft man längst auch Anzugträger. „Allerdings ist es ein weiter Weg vom Bio-Ei zum grünen Konto" sagt Christof Lützel, Sprecher der GLS Bank. Es sei denn, es passiert etwas, das das ökologische Gewissen erschüttert.
Nach Fukushima verzeichnete die GLS Bank so viele Neukunden wie niemals zuvor. Auch die Bankenkrise hat geholfen. „Die Kunden haben die Nase voll von den risikoreichen Spekulationen der großen Banken." Mittlerweile kommen deshalb stetig bis zu 2000 Neukunden pro Monat - eine solide Zahl für eine kleine Bank.
Wohl auch deshalb sind viele mittlerweile bereit, für ihre Bankgeschäfte etwas mehr zu zahlen. So betragen die Kontoführungsgebühren bei der GLS Bank ab Januar 3,80 Euro. Dazu kommt ein Beitrag von fünf Euro pro Monat. Das sind knapp 100 Euro im Jahr - nur für die Führung eines Girokontos. Das muss man wollen, denn bei der nicht ökologisch-sozialen Konkurrenz ist es deutlich billiger.