Damit bedient sich die CSU nicht nur stilistisch in der Trickkiste, die bisher Bild und AfD vorbehalten war, sondern bewegt sich auch intellektuell auf einem Niveau, von dem man hoffte, es nur noch am „Frei von der Leber"-Stammtisch von Günther Oettinger anzutreffen. Die CSU, das ist eine Partei der starken, urwüchsigen Bayern, die „ihren Mann stehen" und für „Sicherheit" sorgen und in deren Welt Frauen Dirndl und volle Maßkrüge tragen. Die Grünen, das sind diese Trans-, Inter- und sonst wie effeminierten Post-68er, die sich mit dem beschäftigen, was Altkanzler Gerhard „Basta" Schröder so liebevoll „Gedöns" nannte. Männer gleich Schutz, Weiber gleich Klo. Eine Gleichung, so schön wie 50er-Jahre-Tapete.
Unisextoiletten sind immer wieder ein Feindbild für Kulturkampfkonservative. Als beispielsweise die Studierendenvertretung der Uni Freiburg sich dafür einsetzte, dass wenigstens einige davon in den Gebäuden der Hochschule eingerichtet werden, machte die gemeinsame Liste von RCDS und LHG dagegen Wahlkampf, verschrie sie als „bizarr" und sah den Beweis erbracht, die Verfasste Studierendenschaft entferne sich von den „echten Problemen" der Studierenden. Nur um im selben Programm ein „Zwei-Schlangen-System" im vom Studierendenwerk betriebenen „Café Europa" zu fordern.
Man sieht: Für Konservative wird die Freiheit Deutschlands an der Klotür verteidigt. Dass es Menschen gibt, denen die tägliche Toilettensuche tatsächlich Schwierigkeiten bereitet, weil sie nicht in ein binäres Geschlechterschema passen, die Anfeindungen ausgesetzt sind, wenn sie augenscheinlich die „falsche" Toilette benutzen - das scheint den Rettern Deutschlands nicht in den Sinn zu kommen. Vielleicht ist es ihnen aber auch einfach egal. Diese Menschen wählen schließlich weder AfD noch CSU.