Interview Katharina Wasmeier
Herr Wagner, wie viele Kinder waren denn in den letzten Monaten hier oben im Bewerbungsbüro? Hier oben ... nicht so viele. Aber unten im Bürgerbüro in der Spitalgasse waren schon einige Kinder unterwegs. Zu Beginn meiner Arbeit hier 2018 haben wir nämlich einen Film gedreht, mit Theater Mummpitz zum Thema Kinderbewerbungsbüro. Wir haben Kinder gebeten, uns zu erzählen, wie sie sich die Kulturhauptstadtbewerbung vorstellen. Über Einzelprojekte sind wir aber mit Kindern und Jugendlichen immer wieder intensiv im Austausch.
Kinder haben also hier auch mitzusprechen? Ja, durchaus. Mit dem Film, aber auch in Kooperation mit der Metropolregion haben wir mit „Game On 2025" ein Spiel entwickelt, bei dem es darum ging, dass junge Menschen eine digitale Schnitzeljagd entwickeln. Ein neuer Blick auf die Stadt für Kinder - aber auch für Erwachsene. Ein schönes Projekt, das z. B. auch in Bamberg ganz erfolgreich läuft. Mit Jugendlichen haben wir in Kooperation mit dem Medienzentrum Parabol und der slowenischen Mitbewerberstadt Ljubljana einen Beitrag zum Jugendfilmfestival erarbeitet. Es geht also immer um die Aktivierung der Kinder, so dass sie sich mit ihren Fähigkeiten in den Prozess einbringen können.
Es gibt Kinder, es gibt Erwachsene - aber dazwischen auch noch Jugendliche. Welchen Platz haben Teenager im Bewerbungsprozess? Unser zentrales Ziel ist das Thema Spielen, worüber sich alle Altersgruppen einbinden lassen. Vielleicht muss man aber den Begriff „Spiel" aufweichen - als Erwachsene machen wir uns gerade im Bereich des digitalen Spiels keine Vorstellung.
Gibt es denn Ideen für intergenerationelle Projekte, also Kinder und Senioren? Dieses Thema haben wir auf dem Tisch, aber bislang kein gutes Format dafür gefunden. Die intergenerationelle Arbeit wird aber Teil des Bewerbungsjahres sein, v. a. hinsichtlich des gemeinsamen Machens und des Wissensaustausches. Seniorinnen und Senioren haben viel zu erzählen!
Wie unterscheidet sich das Bewerbungsbuch der Kinder und Jugendlichen von dem offiziellen Bewerbungsbuch - und wer hat bestimmt, was da reinkommt? Es ist in einem hochpartizipativen Aushandlungsprozess entstanden, bei dem die Kinder sehr klar gesagt haben, was sie da drin haben wollen. Der Unterschied liegt auf der Hand: Es ist zweisprachig, hat eine tolle Aufmachung - und ist mit fast 400 Seiten viel dicker als das 60-seitige „Erwachsenenbuch". Und es ist nicht einfach nur für Kinder übersetzt, sondern es hat eine andere Herangehensweise, in der nicht wir den Kindern und Jugendlichen erklären, was Kulturhauptstadt ist, sondern sie uns. Da geht es im Grunde immer um die Frage: Was wünscht ihr euch, wie sind eure Visionen, wie soll Nürnberg aussehen? Eine große Rolle spielen dabei Ökologie, Miteinander und Gleichberechtigung. Besonders gut gefallen hat mir die Idee eines Mädchens, das sich seinen Schulweg mit Trampolinen gepflastert wünscht. Bei allem steht das Selbermachen und Selberfinden im Zentrum.
Viele Familien verstehen vielleicht nicht, was N2025 soll, wenn gleichzeitig die Schulen schimmeln. Was sagen Sie denen? Dass man das eine gegen das andere nicht ausspielen kann. Nürnberg pumpt jedes Jahr sehr viel Geld in die Instandhaltung der Schulen ... natürlich weiß ich, wie es in manchen Schulen aussieht. Aber Kulturhauptstadtbewerbung kann vielleicht so etwas sein wie eine neue Identifikation mit der Stadt. Beginnen, die Stadt mit anderen Augen zu sehen, in neue Formen des Austauschs zu kommen, des Miteinanders - das ist das Ziel.