Jean Pierre Hintze

freier Journalist, Autor und Sprecher, Lübeck

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Studie sieht Heimarbeit als Digitalisierungsvorteil

Studie sieht Heimarbeit als Digitalisierungsvorteil
Als einen Trend kann man die Arbeit im „Home-Office“ noch nicht bezeichnen. Zu viele Verunsicherungen und Sorgen bewegen Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer. Eine aktuelle Studie aus den USA belegt die überwiegenden Vorteile der Heimarbeit.
Die Langzeitstudie sieht Vorteile hinsichtlich der Effektivität und Kostenersparnis - solange wichtige Voraussetzungen erfüllt sind.
Einmalige Langzeitstudie
Tatsächlich ist es schwierig, Arbeitnehmer und Arbeitsmodelle zu pauschalisieren. Der eine arbeitet effektiver in ruhiger, isolierter Atmosphäre und leistet in kürzere Zeit mehr als ein anderer Kollege, dessen Leistungsmotivation vom Kollegenkreis und der Hektik einer Büroatmosphäre abhängt. Doch es gibt Zwischenlösungen. Eine Forschergruppe der Stanford-University unter Leitung von Professor Nicholas Bloom hat zum Thema „Heimarbeit“ eine Untersuchung unter 500 Angestellten der Reiseagentur Ctrip durchgeführt. Dazu haben 250 Mitarbeiter allein und konzentriert von Zuhause aus gearbeitet, die anderen 250 Mitarbeiter unter ständiger Ablenkung in gewohnter Büroatmosphäre. Die Untersuchung lief über neun Monate.
Effektivität und Kostenersparnis
Die Vorteile der Home-Office-Lösung schienen den Studienautoren zu überwiegen. Das Unternehmen konnte rund 2.000 Dollar an Bürokosten einsparen - bei einer Effizienzzunahme von 13,5 Prozent gegenüber der Büroarbeit. Die Ausfallquote aufgrund Krankheit lag im Home-Office 50 Prozent unter der Quote im Büro. Außerdem, so die Studie, waren die Heimarbeiter im Durchschnitt mit ihrer Arbeitsleistung zufriedener.
Strategien gegen Fallstricke
Allerdings deckte die Studie auch Probleme auf. Kurioserweise hat sich nämlich die Hälfte der heimgebundenen Studienteilnehmer nach diesem Experiment wieder für die Büroarbeit entschieden. Die Mitarbeiter fühlten sich nach einigen Monaten vom Unternehmen isoliert und vermissten die Anerkennung für ihre Arbeit. Was wiederum zu einer Resignation und Leistungsabfällen führt. Professor Bloom rät deshalb Unternehmen, die Heimarbeit einführen möchten, eine gesunde Mischung beider Modelle. Um Isolation vorzubeugen, sollten Mitarbeiter nur zwei bis drei Tage in der Woche von Zuhause arbeiten und die restlichen Tage im Büro verbringen. Außerdem sollte Heimarbeit als Belohnung eingesetzt werden; anstelle eines Bonus oder einer Gehaltserhöhung. Auch sollten Mitarbeiter stufenweise an die Heimarbeit herangeführt werden.
Weitere Tipps für die optimale Heimarbeit
- Heimarbeiter sollten sich an eine Routine gewöhnen. Dazu gehört ein vorbereiteter und aufgeräumter Arbeitsplatz mit allen Dingen, die in die Arbeitszeit gehören. Wichtig für den Tageseinstieg sind Schritte, die an die Tagesziele führen: von den Mails über die Todo-Listen bis zu den Meilensteinen des Tages.

- Heimarbeiter brauchen Strukturen. Das muss nicht unbedingt ein abgeschlossenes Arbeitszimmer sein. Da sich die Inhalte des Tagesgeschäftes überwiegend auf dem Laptop befinden, kann auch ein aufgeräumter Esstisch ein idealer Arbeitsplatz sein.

- Heimarbeiter müssen sich vor Prokrastination und Ablenkung vorsehen. Gerade zuhause ist es verlockend, sich in Zeiten von Konzentrationsschwächen um die Familienwäsche zu kümmern. Doch sollte man nie vergessen, dass Heimarbeitszeit immer noch bezahlte Arbeitszeit ist. Besser ist es also, bewusste Pausen zu machen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Heimarbeit ist Zukunft
Für Arbeitgeber wird es jedoch immer wichtiger, sich mit dem Homeoffice zu beschäftigen - der Heimarbeit würde nämlich die Zukunft gehören. Die Zeiten der Industrialisierung, in denen Menschen täglich an die Maschinen der Fabriken gingen, sei vorbei. Entsprechende Arbeitsmodelle wären überholt und nur noch für bestimmte Berufszweige unumgänglich. Das neue Zeitalter der Digitalisierung braucht dringend neue Arbeitsmodelle.

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