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„Open Banking“ für europäische Fintechs

„Open Banking“ für europäische Fintechs
Seit dem vergangenen Wochenende laufen tief greifende Veränderungen in der Europäischen Bankenbranche: die Banken der europäischen Union öffnen ihre IT-Schnittstellen für den Datenaustausch der Finanzindustrie. Grundlage ist das Inkrafttreten der PSD2-Reform.
Mit dieser Payment Service Directive 2 will die Europäische Union die Digitalisierung im Zahlungsverkehr fördern und den Wettbewerb antreiben.
Schnittstellen jetzt offen
Künftig müssen Banken über technologische Schnittstellen fremden Anbietern und Konkurrenzinstituten den Zugang zu ihren Kontendaten ermöglichen. Dies allerdings nur, wenn der betreffende Bankkunde dem ausdrücklich zugestimmt hat. Damit wurden die Grundlagen der bisher von Banken und Kartengesellschaften dominierten Finanztransaktionen an das Zeitalter der Digitalisierung angepasst. Die Möglichkeiten innovativer Fintechs wurden damit auch in Europa angepasst.
Günstigere Dienste durch Fintechs
Betroffenen Banken ist dabei durchaus bewusst, Konkurrenz zu fördern. Fintechs wie Revolut oder Transferwise bieten hinsichtlich des Zahlungsverkehrs und des grenzüberschreitenden Geldtransfers deutlich günstigere Leistungen an, als klassische Anbieter. Auch möglich sind dadurch direkte Zahlungen über Bankkonten im Bereich des E-Commerce, die bisher lediglich über Kredit- und Bankkarten möglich waren. Durch die PSD2 können Banken nun auch Drittanbietern nicht mehr den Direktzugang zu ihren Kundenkonten verweigern.
„Open Banking“ nicht in der Schweiz
Die Schweiz ist jedoch von der neuen Direktive nicht betroffen, da die Schweizer nicht zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gehören. Experten warnten deshalb die Schweizer vor langfristigen Wettbewerbsnachteilen. Über die Frage, ob sich nicht wenigstens Schweizer Banken mit Tochtergesellschaften innerhalb der EU sich der PSD2 öffnen sollten, wird vermutlich noch intensiv gestritten werden. Die Schweizerische Bankiervereinigung (Swiss Banking) lehnt derartige Überlegungen jedoch ab, da Wettbewerbsverzerrungen aufgrund von regulatorischen Zwängen befürchtet werden.
Verluste durch PSD2 für Traditionsbanken
Experten der Roland Berger Unternehmensberatung rechnen hingegen mit milliardenschweren Gewinneinbußen durch die PSD2. Alleine im Privatkundensektor könnten betroffene Banken 25 bis 40 Prozent ihrer Gewinne verlieren. Im schlimmsten Fall würden sich klassische Bankhäuser zu reinen Sachverwaltern entwickeln. Höhere Umsätze könnten hingegen erwartet werden, wenn Banken die intensive Zusammenarbeit mit Fintechs suchen.

 

Photo: Creative Commons by PIXABAY



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