Wenn man sich die Kommentare in einschlägigen Bewertungsforen durchliest, kann man schon ein bisschen Angst bekommen vor snobistischen Kellnern und Service-Chaos.
Davon ist aber beim Eintreten gar nichts zu spüren, der Service ist freundlich, aufmerksam und vor allem fix, wichtig beim Mittagstisch. Einziger Irritationsmoment: Als das Paar am Nebentisch nach einer englischen Karte fragt, die es nicht gibt. Natürlich muss man Touristen nicht als Klientel anziehen wollen, aber gerade in dieser Lage sollte man doch drauf eingestellt sein und wenigstens eine mündliche Übersetzung der Gerichte anbieten. Das Grosz verweist nun also auch auf die allseits beliebten 20er Jahre, ziert sich mit Kaffeehausambiente, dunkelgrünen Flügeltüren, Kronleuchtern und dunklem Holz. Das funktioniert in den historischen Räumen des Haus Cumberland natürlich prächtig. Wüsste man es nicht besser, könnte man tatsächlich glauben, das Restaurant gäbe es hier schon seit anno dazumal. Auf der Karte stehen unter anderem Lammkoteletts mit Thymianbutter oder Schweinefilet mit Vichykarotten. Die Entscheidung fällt auf den Plat du jour, Poularde mit Tagliatelle in Senf-Salbei-Sauce. Die Begleitung bestellt den Premium Räucherlachs Ikarimi mit Blumenkohl Espuma, Blinis und Wildkräutersalat. Das liest sich auf der Karte eigentlich nicht so, als müsste noch eine Beilage dazu, die Servicekraft empfiehlt aber einen Brotkorb. Und der ist dringend nötig, von den Blinis liegen nämlich genau drei auf dem Teller.
Das Ganze schlägt mit 18 Euro zu Buche, vielleicht ein bisschen üppig für einen weniger üppigen Teller. Das Mittagsangebot kann sich mit 12,50 Euro für Hauptgang und Überraschungs-Dessert du jour aber sehen lassen. Auch sonst ist das Essen tadellos, die Poularde überzeugt mit saftigem Fleisch und harmonierenden Aromen. Der Wildkräutersalat liefert auf dem zarten Lachs die nötige Würze. Zum Abschluss gönnen wir uns noch eine Reminiszenz an den Namensgeber, Maler George Grosz, der hat das Team des Restaurants nämlich zu frischgepressten Saftkreationen inspiriert. Die Zeichnung Peripherie besteht als Obst und Gemüse interpretiert aus Limette, Gurke und Apfel. Schmeckt vorzüglich, wo genau der Anknüpfungspunkt an die Vorlagen liegt, darüber kömnte man im behaglichen Kaffeehausambiente stundenlang philosophieren.
Text: Annika Zieske
Foto: Gast Art Restaurations GmbH
tip-Bewertung: Empfehlenswert
Grosz Kurfürstendamm 193/194, Charlottenburg, Tel. 652 14 21 99, Mo-Fr 8-1 Uhr, Sa+So 8-3 Uhr, Speisen 8 bis 48 €, Softdrinks ab 8,50 € (1 l), Fl. Wein ab 32 €
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