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Bad Tölz-Wolfratshausen: Wie wird der Wald weiblicher?

Im Weiler Eulenschwang bei Egling gibt es kein Handynetz, keine Gästezimmer und keine Bushaltestelle. Der Ertl-Hof steht dort seit 1490. Auf dem Ertl-Hof gibt es Pensionspferde, und um den Hof herum Wald, viel Wald. Um etwa 40 Hektar Holz muss Familie Westner sich kümmern, das heißt: den Bestand pflegen und verjüngen, den Nachwuchs vor Verbiss schützen, den Wald im Winter durchforsten, Bäume auf den Borkenkäfer untersuchen, das Holz ernten.


Die Landwirtin auf dem Ertl-Hof ist seit einigen Jahren eine junge Frau: Dorothea Westner, 36, lautes Lachen, kariertes Hemd, lehnt sich aus der Tür. Draußen regnet es, deshalb schlägt sie zum Gespräch die Stube vor. Ein Kachelofen, ein Schrank mit Festkrügen, ein Schaukelstuhl am Fenster und ein großer Holztisch, damit ist der Raum ausgefüllt.

Bevor Westner den Hof übernahm, hatte sie als Diätassistentin gearbeitet. Warum ist sie Landwirtin geworden? "Es kommt, wie es kommt", sagt sie lachend. Mit dem Holz und dem Wald sei sie zwar aufgewachsen, aber interessiert habe sie sich dafür erst in ihren Zwanzigern. Bei ihrem Vater war das anders. Der Großvater war vom Krieg gezeichnet, hatte nur noch einen Arm. Ihr Vater ging mit 14 schon ins Holz, "der kann im Wald alles".

Seit einigen Jahren stellen Forschende im Forstsektor einen Wandel fest: An den Universitäten schreiben sich immer mehr Studierende in entsprechende Fächer ein, die Zahl der Försterinnen, Jägerinnen und Waldbesitzerinnen steigt. Laut einer Rechnung von der dritten Bundeswaldinventur gibt es Stand 2019 beim privaten Waldbesitz in Bayern einen Frauenanteil von 40 Prozent. Bei der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen sind 191 Frauen von 1426 Mitgliedern im Register eingetragen, sagt Geschäftsführer Florian Loher. Das sind lediglich 13,4 Prozent, aber Loher beobachtet, dass es mehr werden.

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