Man kennt ihn als Bandmitglied von Bro'Sis und lustigen Dschungelkönig. Doch jetzt beschreitet Multitalent und Spaßvogel Ross Antony neue Wege. Er hat seine erste Soloplatte veröffentlicht. Und da bei Ross nichts normal ist, kommt auch die CD ungewöhnlich daher. Er hat ein Schlager-Album aufgenommen. Mit uns hat der 39-Jährige über sein Album gesprochen. Von Verena Fücker Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Album mit deutschem Schlager aufzunehmen? Ross Antony: Mich als Engländer hat deutscher Schlager immer fasziniert. Ich bin mittlerweile, ich glaube, 16 Jahre hier in Deutschland, und ich hatte die Möglichkeit mit Leuten, wie Jürgen Drews oder Roberto Blanco aufzutreten. Die haben immer wieder gesagt: "Es wäre schön, wenn du auch in unsere Schlagerwelt reinkommen würdest, weil das zu dir wie die Faust aufs Auge passt." Aber ich kam nie dazu, weil Bro'Sis dazwischen kam, dann ‚Ich bin ein Star - Holt mich hier raus' und die ganzen Shows. Aber ich habe trotzdem immer gerne Schlager gehört und alte Klassiker gesammelt. Und ich habe gesagt: "Wenn ich irgendwann mal mit einem Album rauskomme, dann möchte ich gerne ein Cover-Album von den alten Klassikern, wie ‚Ich will keine Schokolade' rausbringen." Wonach hast du die Songs denn ausgewählt? Ross: Das sind alles Songs, die mein Leben geprägt haben. ‚Er gehört zu mir', zum Beispiel, habe ich früher immer in Diskotheken gehört. Dann gibt's ‚Rote Lippen' und ‚Albany' von Roger Whittaker. Das sind Klassiker, die mein Vater immer gerne angehört hat. Von denen wusste ich gar nicht, dass die auch auf Deutsch gemacht wurden. Ich habe meinen Papa damit überrascht und er hat sich darüber wirklich sehr gefreut, hatte Tränen in den Augen. ‚Wer weiß' von Berg Clüver wollte ich immer machen, weil man nie weiß, was morgen ist und was man morgen macht und das ist irgendwie ein Song, der zu meinem Leben passt. Jetzt habe ich das gemacht. Ich durfte wirklich alle Lieder selber aussuchen, kein anderer hat seinen Senf dazugegeben. Deswegen ist das wirklich ein Album, das von Herzen kommt. Es gibt natürlich auch einen englischen Song, ‚Never Gonna Give You Up' von Rick Astley. Ich wollte das unbedingt machen, weil ich als Kind immer vor dem Spiegel gestanden habe, mit der Bürste in der Hand und, habe das Lied immer nachgesungen. Du hast mal erzählt, dass du dich eine ganze Weile nicht getraut hast, Schlager zu machen oder damit aufzutreten. Warum? Ross: Ich kam aus einer Reality-Band, da musste ich immer kämpfen. Wenn man das dann so hört: „Da ist ein gecasteter Typ, der jetzt auch Schlager macht!" - Früher haben sich die Deutschen für diese Musikrichtung geschämt. Das finde ich ganz schade, denn wir haben das nicht in England. Und egal, was man sagt: Wenn man auf einer Bühne steht und Schlager singt - 99 Prozent der Menschen im Publikum kennen die Texte auswendig. Schlager ist eine coole, gut gelaunte Musik. Die Leute gehen mit einem Lächeln nach Hause. Trotzdem stehen wir nicht dazu. Wir sollten einfach nur stolz darauf sein, dass es ein Produkt hier in Deutschland gibt, das kein anderes Land hat und das wirklich gut funktioniert. Und wie hast du dann den Mut gefasst, jetzt doch als Schlagersänger aufzutreten? Ross: Ich bin älter geworden. Ich hatte in dem Sinne nichts zu verlieren. Die Leute kennen mich schon. Es gibt natürlich Leute, die mich kennen und die mich hassen. Es ist noch nie anders gewesen. Und ich habe meine wunderschönen, wunderbaren Fans hinter mir. Und ich habe gesagt: „Jetzt ist die richtige Zeit." Es war ein Wunsch und viele Fans meinten: „Ross, mach das einfach! Wir stehen zu dir, egal, was du machst."
Du hast bei Popstars mitgemacht, du warst im Dschungelcamp - dann musst du ja mutig sein. Würdest du dich denn sonst als mutigen Menschen beschreiben? Ross: Es kommt darauf an. Der Dschungel war eine harte Zeit und egal, was die Leute sagen: Es ist echt. Und der Zuschauer sieht nur eine Stunde von einem kompletten Tag. Wenn du da nachts liegst und Spinnen fallen von den Blättern runter auf den Schlafsack und du hast fürchterliche Angst. Ich habe Schlaftabletten genommen, denn ich konnte nicht schlafen. Frag mich nie, was nachts über mich gekrabbelt ist. Furchtbar! Aber es war ein Erlebnis. Eines, das ich nicht unbedingt wiederholen möchte, außer wenn man sagen würde: „Okay Ross, du verdienst eine Millionen Euro für einen guten Zweck." Dann würde ich das natürlich machen. Wenn ich Kindern oder Tieren helfen kann, dann ist das das Schönste überhaupt. Also, ja, ich bin einerseits mutig, aber ich kann auch ein Weichei sein, aber dazu stehe ich. (lacht) Kommen wir mal zurück zu deinem Album. Das heißt ja „Meine neue Liebe" - Was war denn deine erste Liebe? Ross: Basel war meine erste Liebe, mein Teddybär. Der hat mich ein ganzes Leben lang begleitet, bis ich entschieden habe, ihn einzurahmen und an die Wand zu hängen. Die Leute kennen Basel aus dem Dschungel. Sonst, meine erste Freundin, sie heißt Tracey Swinton. Das war eine ganz tolle Frau. Sie sah wie ein Mann aus. Nee, nee, quatsch. (lacht) Nee, nee. Ich erinnere mich, das war das erste Mal, dass ich eine Frau geküsst und gemerkt habe: „Irgendetwas stimmt hier nicht." (lacht) Nee, da war ich elf. Ich glaube, ich wusste mit 16, dass ich schwul bin. Aber es war eine schöne Zeit. Und übrigens: Paul (Reeves, Anm. d. Red.) und ich haben gerade unseren siebten Hochzeitstag gefeiert und wir sind seit über zehn Jahre zusammen. Herzlichen Glückwunsch - Ross: Dankeschön! Ich bin auch noch glücklich, wie am ersten Tag. Ich habe immer noch Schmetterlinge im Bauch und der Grund, warum es bei uns funktioniert, ist, dass wir immer noch Sachen getrennt machen, was sehr wichtig ist, dass man mit den eigenen Freunden und so noch etwas macht. Paul arbeitet auch nicht immer zu Hause. Er ist auch unterwegs. Wenn wir uns nicht regelmäßig sehen, telefonieren wir täglich und skypen ganz oft. Aber es ist schön, dass wir immer noch so funktionieren und wir sind total gegensätzlich. Er ist total ruhig, außer wenn er mit mir ist alleine ist. Dann redet er wie ein Wasserfall. Ihr wolltet ja ein Kind adoptieren, aber bisher wurde euch das verwehrt. Gibt es da denn etwas Neues? Ross: Wir sind dabei. Wir haben nie die Hoffnung aufgegeben und wir haben einen Weg gefunden, der hoffentlich mit einem positiven Ergebnis enden wird. Wir freuen uns und haben jetzt einen Antrag gestellt. Der wurde auch angenommen und jetzt bekommen wir unseren ersten Hausbesuch. Wir freuen uns total, aber wenn es nicht funktioniert, dann haben wir es wenigstens versucht. Ich werde auch nicht traurig, wenn das passieren sollte, weil das Leben so viele andere schöne Sachen anbietet. Natürlich, ein Kind zu haben ist für mich nicht ein Geschenk. Es sollte in unser Leben gehören. Warum sollten wir Steine in den Weg gelegt bekommen? Einfach nur weil wir zwei Männer sind? Aber nee, wir geben nicht auf. Wir würden super Väter sein. Wir wollen einem Kind oder Kindern ein besseres Leben anbieten und da sollte nicht zählen, ob jemand schwul oder hetereo ist.