Im vergangenen Jahr sind die Verbraucherpreise stark gestiegen. Immer häufiger bieten Vermieter deshalb sogenannte Indexmietverträge an. Das heißt: Die Miete steigt entsprechend der Inflationsrate. Was ist bei einem solchen Vertrag zu beachten?
Im vergangenen Jahr sind die Energie- und Verbraucherpreise stark gestiegen. Das hat dazu geführt, dass immer häufiger sogenannte Indexmietverträge angeboten werden. Denn mit ihnen können Vermieterinnen und Vermieter die Kaltmiete entsprechend des Verbraucherpreisindex anheben. Vor allem frisch sanierte Wohnungen in den Ballungsräumen werden mit Indexmietverträgen angeboten. In Berlin betrifft das sogar 70 Prozent der Neuverträge. Welche Möglichkeiten Mieterinnen und Mieter haben, wenn sie eine Indexmieterhöhung bekommen?
09. März 2023, 11:56 Uhr, Verbrauchertipp DLF
Text:
Einen Indexmietvertrag hätte Frank aus Leipzig unter normalen Bedingungen nicht unterschrieben. Als der 38-Jährige und seine Partnerin aber vor etwa einem Jahr eine Wohnung suchten, drängte die Zeit:
Frank
Also wir haben ein Baby bekommen. Wir brauchten eine Vier-Raum-Wohnung, und die Vierraumwohnungen sind nicht besonders häufig. Von daher hat man keine große Auswahl.
Bei einem Indexmietvertrag wird die Miethöhe an die Inflationsrate gekoppelt. Das ist zulässig, muss aber im Mietvertrag stehen.
Bei Frank stiegen nach 9 Monaten Mietzeit zuerst die Nebenkosten – und das um 75 Prozent. Das wunderte Frank nicht, denn schließlich waren ja die Energiepreise rasant gestiegen. Bei der Kaltmiete hatten Frank und seine Partnerin ursprünglich eine jährliche Steigerung um etwa 2 bis 3 Prozent erwartet – eben entsprechend der Inflationsraten vor 2022. Doch dann kam im Januar 2023 noch eine E-Mail des Vermieters:
Frank
Und da wurde unsere Kaltmiete angepasst, und zwar um 9,45 Prozent.
Beide Erhöhungen zusammen genommen setzen das Haushaltsbudget merklich unter Druck.
2 [0:03:23] : Frank
Das sind so ungefähr 250 Euro mehr.
Beim Deutschen Mieterbund haben sich 2022 die Beratungsanfragen wegen Indexmietverträgen gegenüber dem Vorjahr verzehnfacht. Die formalen Anforderungen an die Mieterhöhungen sind für den Vermieter denkbar niedrig. Jutta Hartmann vom Deutschen Mieterbund:
Jutta Hartmann, DMB
Er muss beispielsweise eine E-Mail schreiben und dem Mieter mitteilen: „Der Index hat sich verändert seit letztem Jahr oder seit der letzten Mieterhöhung oder seit Vertragsbeginn“ – je nachdem, welchen Zeitpunkt er nimmt. Es muss allerdings ein Jahr dazwischen sein. „Der Index hat sich verändert, die und die Prozentpunkte, und die schlage ich jetzt auf die Miete auf. Das bedeutet, deine Miete verändert sich um hundert Euro und bittet zahle mir diese Miete dann ab dann und dann.“
Die Erhöhung nach frühestens einem Jahr muss in Schriftform erfolgen. Wer zum ersten Mal eine Mieterhöhung aufgrund gestiegener Verbraucherpreise bekommt, sollte zunächst den Mietvertrag unter die Lupe nehmen.
Jutta Hartmann, DMB
Natürlich sollte ich mir trotzdem die Klausel genau angucken zum Indexmietvertrag im Mietvertrag drin, weil es muss wirklich bezogen sei auf den Verbraucherpreisindex für Deutschland, dass es der einzige zugelassene Index. [09:42]
Um zu prüfen, ob Vermieterin oder Vermieter den Prozentsatz in der richtigen Höhe angelegt haben, kann man den Rechner des Statistischen Bundesamtes auf destatis.de nutzen. Stimmt allerdings der Prozentsatz und die errechnete Mietsteigerung, ...
Jutta Hartmann, DMB
... dann muss ich die zahlen. Das ist meine vertragliche Pflicht, die
Miete zu bezahlen. Und wenn ich das nicht schaffe und sich ein
bestimmter Rückstand anhäuft, dann kann ich auch gekündigt werden.
Und auch zu Recht.
Wie bei Frank kommen die Indexmieterhöhungen aber im Moment gleichzeitig mit enorm gestiegenen Nebenkosten.
Jutta Hartmann, DMB
Deswegen wenn ich jetzt schon von vornherein weiß, das kann ich nie im Leben bezahlen, dann sollte ich gucken, kriege ich staatliche Unterstützung, zum Beispiel im Form des Wohngeldes.
Eine andere Lösung könnte sein, mit Zustimmung des Vermieters noch jemanden in die Wohnung mit einziehen zu lassen. Damit sich die Miete auf mehrere Schultern aufteilt.
Für Vermieter bietet ein Indexmietvertrag den Vorteil, Mieterhöhungen im Ausmaß der Inflationsrate leicht durchsetzen zu können. Für Mieter ist das ein erheblicher Nachteil – doch in Zeiten knappen Wohnraums führt manchmal kein Weg daran vorbei.
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