Politische Gefangene in Belarus - Familien unter Druck
Vor über zwei Jahren wurde Andrei Kuznechyk in Minsk verhaftet. Der Journalist hatte über die Proteste nach den Wahlfälschungen im August 2020 berichtet. Und über die beispiellosen Repressionen, mit denen Machthaber Aleksandar Lukascheno danach gegen die Demokratiebewegung vorgegangen ist. Ein belarusisches Gericht hat Kuznechyk wegen sogenanntem „Extremismus“ zu einer 6-jährigen Haftstrafe verurteilt. Die verbüßt der 45-jährige Vater von zwei Kindern nun in einer Strafkolonie.
"Und
da habe ich die Informationen, dass er sehr abgenommen hat. Dass es
wohl auch so gewesen sein muss, dass seine Kinder, als ihn das erste
Mal wieder gesehen haben, gar nicht mit ihm was anfangen konnten,
weil er so anders aussah, weil er eben auch abgenommen hat. Und seine
Frau hat ihm dann erst mal eine neue Jacke mitbringen müssen, weil
das einfach zwei Nummern kleiner war."
Das erzählt Lars Rohwer aus Dresden. Er sitzt für die CDU im Bundestag und hat 2022 eine Patenschaft für den politischen Häftling Andrei Kuznechyk übernommen. Minsk solle merken, dass es dem Ausland nicht gleichgültig sei, wie die Diktatur den Menschen in Belarus zu Leibe rückt.
"Also
jede Öffentlichkeit, die wir schaffen können, verhindert, dass
diejenigen, die zu Unrecht im Haft sind, in Vergessenheit geraten."
Unter anderem hat Lars Rohwer dem belarusischen Botschafter in Deutschland geschrieben und Kuznechyks Freilassung gefordert. Eine Antwort sei jedoch ausgeblieben. Auf Versuche des CDU-Manns, Kuznechyks Ehefrau per E-Mail zu kontaktieren, hat sie nicht reagiert.
"Aber es ist immer gefährlich, in den Kontakt zu treten mit der Familie, weil das kritisch gesehen wird in der Diktatur."
Denn auch die Familien von Gefangenen aber auch von im Ausland lebenden Oppositionellen werden von den Sicherheitsbehörden unter Druck gesetzt: Menschenrechtsorganisationen dokumentieren Wohnungsdurchsuchungen, Verhaftungen von Angehörigen und Drohungen gegen sie.
Das beunruhigt auch Lena Borries. Die gebürtige Belarusin ist in Leipzig für den Razam e.V. aktiv, einen Verein der belarusischen Gemeinschaft in Deutschland. Er unterstützt unter anderem Menschen, die aus Belarus nach Deutschland fliehen und hier Asyl beantragen. Diejenigen, die in Belarus als politische Häftlinge einsitzen, sagt Borries, seien mehrheitlich Männer und oft die Hauptverdiener in ihren Familien:
"Dort, wo wir Kontakte haben und sichere Wege gefunden haben, helfen wir den Familien finanziell. Wir sammeln hier in Deutschland Spenden und versuchen, über sichere Wege, das Geld den Familien irgendwie zukommen zu lassen. Das ist jetzt noch viel schwieriger geworden, als es noch letztes oder vorletztes Jahr gewesen ist, weil nämlich die Familien sogar dafür, dass sie Hilfe bekommen, zusätzliche Probleme kriegen."
Zu einigen prominenten politischen Gefangenen unterbinden die belarusischen Behörden seit geraumer Zeit jeglichen Kontakt:
"Also, das ist eine Situation, die noch schlimmer ist als je zuvor. Es können keine Anwälte hin, es kommen keine Schriftstücke rein und keine raus. Wir wissen nicht einmal, ob diese Menschen überhaupt noch am Leben sind."
Erst vor kurzem ist in einer belarusischen Strafkolonie der Oppositionelle Ihar Lednik gestorben. Aber es werden auch Gefangene freigelassen. Und so hofft auch Lars Rohwer in Dresden, dass seine politische Patenschaft für Andrei Kuznechyk etwas bewirkt und der Journalist bald aus der Strafkolonie in Belarus freikommt.