Thomas Fritz

Freier Sportjournalist und Texter (Print, Online), Leipzig

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Mario Basler bei Lok Leipzig vorgestellt: "Keine Kooperation mit RB"

Von Thomas Fritz
Leipzig. Es war für einen Fünftligisten ein Medienrummel sondergleichen, der sich gestern in Leipzig-Probstheida abspielte. Acht Kamerateams, dutzende Journalisten und zahlreiche Fans waren gekommen, um die offizielle Vorstellung von Mario Basler beim 1. FC Lokomotive Leipzig live mitzuerleben. Der 30-fache Nationalspieler und zweifache deutsche Meister wird beim Oberligisten ab 1. Februar als Geschäftsführer Sport tätig sein. "Ein Klub wie Lok gehört in den bezahlten Fußball", sagte Basler. "Mit meinem großen Netzwerk will ich mithelfen, Sponsoren und Spieler nach Leipzig zu locken." Es sei eine große und tolle Aufgabe, den DDR-Kultverein wieder nach oben zu bringen. Bis 2020 soll der Aufstieg in die 3. Liga geschafft werden. 
Zugleich erteilte der 46-Jährige einer Kooperation mit Lokalrivalen RB Leipzig eine Absage, obwohl er sie vor wenigen Tagen noch selbst in Aussicht gestellt hatte. "Es wird keine Kooperation geben", stellte Basler klar. Er wisse, dass die Fans nicht gut miteinander können. "Aber wenn ich Ralf Rangnick zufällig treffen sollte, werde ich natürlich einen Kaffee mit ihm trinken", sagte er in Richtung des RB-Sportdirektors. Lok-Präsident Heiko Spauke, der dem prominenten Neuzugang nach der Unterschrift des Vertrages (bis 30. Juni 2016) eine Vereinschronik und ein blau-gelbes Trikot mit Nummer 12 überreichte, sagte: "Wir haben Mario erklärt, wie es bei Lok läuft. Über eine Kooperation müsste die Mitgliederversammlung abstimmen. Es ist ausgeschlossen, dass es dazu kommt."  
Sponsorensuche hat oberste Priorität
Ohnehin wird Basler mit dem Tagesgeschäft alle Hände voll zu tun haben: Sponsoren gewinnen, Spieler verpflichten und auf kurz oder lang das marode Bruno-Plache-Stadion ("Ich habe schon Schönere gesehen") mit seiner fast 90 Jahre alten Holztribüne in Schuss bringen. Mit einem moderneren Stadion mit größerer Zuschauerkapazität könnten die Einnahmen gesteigert werden, so Basler. Dafür sei die Unterstützung der Stadt Leipzig wichtig. Und vor allem die Pflege potenzieller Geldgeber. "Sponsoren sind das wichtigste Gut für einen Verein", sagte Basler. Ziel sei es, mehr in die Mannschaft zu investieren. "Wenn mir der Trainer Spieler benennt, die er haben möchte, dann werde ich versuchen, sie zu verpflichten", sagte Basler in Richtung Heiko Scholz, seinem früheren Mitspieler bei Werder Bremen. Scholz: "Ich erwarte, dass mir Mario jetzt den Rücken frei hält, so wie ich es als Verteidiger bei Werder für ihn gemachte habe." Baslers Verpflichtung soll die Lok-Verantwortlichen im sportlichen Bereich entlasten, den Strukturwandel mit der beschlossenen Ausgliederung einer Spielbetriebs-GmbH zum 1. Juli 2015 abschießen und das Image verbessern. In der Vergangenheit hatte Lok immer wieder mit rechten und gewaltbereiten Anhängern für Negativschlagzeilen gesorgt. "Mario Basler ist ein Türöffner", freute sich Präsident Spauke. "Das Telefon steht schon jetzt nicht mehr still." Es gebe bereits Kontakt zu potenziellen neuen Geldgebern und nach wenigen Tagen seien schon fünf, sechs Spieler zum Testen nach Leipzig gekommen, sagte Spauke.
Kostproben des Basler-Humors 
Der erhoffte Basler-Effekt ist spürbar, bevor der einstige Trainer von Eintracht Trier, TuS Koblenz, Wacker Burghausen und Rot-Weiß Oberhausen seine Stelle überhaupt angetreten hat. Die soll übrigens von einem Konsortium von Sponsoren bezahlt werden und wird den Klub im besten Fall keinen Cent kosten. Beim Thema Geld konnte sich der frühere Bayern-Profi ein Lachen nicht verkneifen. "Wenn Sie wüssten, was ich verdiene!", antwortete er auf die Frage eines Reporters. Konkreter wurde auch Spauke bei dem Thema nicht, aber Basler koste schon "zwei, drei Euro mehr als manch anderer Geschäftsführer".  Schließlich gab es auch Kostproben des typischen Basler-Humors. Gerüchte, wonach er als Spieler ein Comeback beim Tabellensechsten der NOFV-Oberliga Süd feiern könnte, kommentierte der Bundesliga-Toschützenkönig von 1995 schelmisch: "Ich würde es mir zutrauen." Mit diesem Selbstbewusstsein und seinen Kontakten in den Profi-Fußball soll er Lok zurück in den Profi-Fußball hieven.