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Hilfe für den Klapperstorch

Geht an die Öffentlichkeit, auch wenn es ihm sehr schwer fällt: Marvin Pees möchte sich trotz einer Krebserkrankung den Kinderwunsch erfüllen – und bittet dafür um Hilfe.© Schempp

Wegen eines Tumors im Hoden droht dem 20-jährigen Marvin Pees die Unfruchtbarkeit. Seine Familienplanung könnte mit dem Einfrieren der Spermien gesichert sein. Doch die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht. Nun wendet sich der junge Mann an die Öffentlichkeit. 


Familienplanung liegt für viele junge Menschen während der Ausbildung in weiter Ferne. Noch wohnen sie bei ihren Eltern, fühlen sich nicht reif genug oder eigene Kinder in die Welt zu setzen kommt gar nicht erst infrage. Für den angehenden Elektriker Marvin Pees ist der Wunsch, Vater zu werden, zum Kampf geworden.

Mit einem Hilferuf wendet sich der 20-Jährige an unsere Zeitung. „Um später noch die Möglichkeit zu haben, Kinder zu bekommen, versinke ich langsam in Schulden", schreibt er. Der Nieder-Röder ist Patient im Offenbacher Kinderwunschzentrum. Dort ist er einer von vielen Patienten mit Hodenkrebs, die durch ihre Erkrankung auf normalem Weg kein Kind zeugen können.

Die Diagnose bekam Pees Mitte Oktober. Angefangen hat es mit Schmerzen im Unterleib, erinnert er sich. Bei der Untersuchung ertastet der Urologe eine Verhärtung in seinem linken Hoden, etwa neun Millimeter groß. Innerhalb weniger Tage wächst der Tumor auf 14 Millimeter. Pees linker Hoden muss daraufhin entfernt werden. Auch der rechte ist zunächst in Gefahr.

Der Urologe rät dem jungen Mann, sich noch vor der Operation an die Kinderwunschklinik in Offenbach zu wenden. Sollte der bösartige Tumor, ein Karzinom, gestreut haben, tötet die benötigte Chemotherapie seine gesunden Spermien ab. „Ich hatte Angst wegen der Kinder", nennt Marvin Pees seinen Beweggrund für diese Entscheidung. Mit seiner langjährigen Freundin Anna wünsche er sich irgendwann einmal Nachwuchs.

In der Kinderwunschklinik Offenbach wird der 20-Jährige beraten und untersucht. Anschließend werden die gesunden Spermien eingefroren. „Da hat alles angefangen mit den Problemen", schildert er. Prompt folgt die erste Rechnung: 700 Euro für den Erhalt seiner Fruchtbarkeit. Pro Jahr kommen weitere 260 Euro für die Aufbewahrung seiner Spermien hinzu. „Da sind zwei Monatsgehälter weg", fürchtet der Auszubildende. Rund 480 Euro netto hat der angehende Elektriker im zweiten Lehrjahr verdient, bevor ihn der Krebs ausbremste. Seine Anstellung bei der Lindner GmbH in Weiskirchen muss derzeit ruhen.

Die Kosten für die Kinderwunschklinik sowie rund 240 Euro für den Aufenthalt im Sana Klinikum während seiner Chemotherapie - jeder Tag kostet weitere zehn Euro - muss er selbst aufbringen. Dazu kommen Spritzen, die sein Immunsystem stärken.

Pees' Krankenkasse Barmer lehnt die Übernahme der Kosten ab, bedauert diese Entscheidung jedoch, teilt sie auf Nachfrage mit. „Sie können sich sicherlich vorstellen, dass es uns bisher nicht leichtgefallen ist, derartige Anträge aufgrund der aktuellen Rechtslage ablehnen zu müssen." Die Krankenkasse begrüße daher das geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das Anfang April in Kraft treten soll.

Unterstützung erhofft sich Marvin Pees bis dahin von der Öffentlichkeit durch Spenden. „Jeder Cent hilft mir!" Bemitleidet werden möchte der Krebspatient jedoch nicht. „Eigentlich ist es mir unangenehm, aber mir bleibt nichts anderes übrig", sagt er. „Ich kann nicht die nächsten fünf Jahre die Krankenhauskosten mit meinem Azubigehalt abbezahlen."

Der Elektriker rechnet damit, nach Ende seiner Chemotherapie und einem Aufenthalt in einer Reha-Klinik Ende Februar zur Arbeit zurückkehren zu können. Das Geld für die Behandlung leiht er sich bei seinen Eltern.


Wer Marvin bei seinem Kinderwunsch unterstützen möchte, kann auf dieser Seite spenden: leetchi.com/c/marvinp

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