Eine Kassette wird zurückgespult. Eine Frau steht in einem Club. Das Stroboskoplicht legt Augenblicke frei, die Aufnahmen einer alten Videokamera laufen dieser Sichtbarkeit entgegen. In der haptischen Unschärfe der Bilder in Aftersun fächert sich eine Vergänglichkeit auf, die niemals für eine Öffentlichkeit gedacht war. Unsere Handyvideos, von denen die sozialen Medien regelrecht geflutet werden, verweisen auf Gegenwärtigkeit. Im Gegensatz dazu tragen diese alten, verwackelten Home-Video-Aufnahmen den Index der Vergangenheit. Immer schon ähnelten sie einer Flaschenpost, die durch die Zeit geschickt werden konnte.
Sebastian Seidler
freier Journalist, Viersen
Rezension