Etwas weniger als ein Jahr ist es jetzt her, dass der Hamburger Verfassungsschutz eine Sprachnachricht veröffentliche, die viele schockierte. Darauf zu hören: Bilal, ein Jugendlicher aus Hamburg, der im Mai 2015 nach Syrien reiste, um für dieTerrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu kämpfen. Eine Warnung an seine Glaubensbrüder in der Heimat. Alles sei ganz anders, als er es sich ausgemalt habe, viel schrecklicher, erzählte Bilal. Kurz nach dieser Aufnahme starb er, im Alter von 17 Jahren. Der Autor Philip Meinhold hat, nachdem dieses Schicksal publik wurde, mit Angehörigen, Lehrern und Predigern gesprochen, um herauszufinden, wie es soweit kommen konnte. Seine fünfteiligeRadio- und Podcastserie Bilals Weg in den Terror ist ab diesem Freitag beim Norddeutschen Rundfunk und beim Rundfunk Berlin-Brandenburg zu hören.
ZEIT ONLINE: Herr Meinhold, was haben Sie über Bilal erfahren - was war er für ein Mensch?
Philip Meinhold: Auf alle Fälle kein Außenseiter. Jemand, der viele Freunde hatte, der bekannt war in der Schule, im Kiez, verankert in St. Pauli, den seine Freunde mochten. Ein Lehrer hat mir gesagt, er hätte eine stille Autorität gehabt, auch schon als Junge. Und man sieht es auch, wenn man sich Facebookeinträge seiner Freunde ansieht: Die sagen, er sei ein aufrichtiger, ehrlicher Typ mit einem großen Herzen gewesen.
ZEIT ONLINE: Ein beliebter, fröhlicher Junge, der gut integriert ist, schließt sich einer Terrormiliz an. Wie passt das zusammen?
Meinhold: Darauf gibt es keine einfachen Antworten. Deswegen bin ich ja tiefer in die Geschichte eingestiegen. (...)
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