Abtasten, Blutbild, Ultraschall - die Krebsvorsorge beim Mann hat viele Gesichter. Aber ab wann sollte ein Spezialist aufgesucht werden? Der Grazer Urologe Sascha Ahyai von der Med Uni Graz beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche sind die häufigsten Krebserkrankungen beim Mann?
Sascha Ahyai: Wir haben einerseits das Prostatakarzinom. Das ist die häufigste bösartige Erkrankung beim älteren Mann. Das kann schon in jüngeren Jahren, also ab 45 auftreten, aber der Altersgipfel bei den Erkrankungen liegt so bei 70 Jahren. Bei jüngeren Männern steht eher der Hodenkrebs an erster Stelle. Da sprechen wir von Männern im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Tatsächlich kann Hodenkrebs aber bereits im Alter von 16 oder 18 Jahren auftreten.
Wie wichtig ist die Früherkennung bei Hoden- und Prostatakarzinomen?
Wie bei allen Krebserkrankungen ist die Früherkennung sehr wichtig, denn mit der Früherkennung steigt die Rate der Heilbarkeit. Deshalb machen wir insbesondere beim Prostatakarzinom die Vorsorgeuntersuchungen, da es auch die häufigsten Tumore sind.
Können Männer selbst etwas tun, um bei der Früherkennung beizutragen?
Also die Prostata selbst abzutasten, ist wahrscheinlich weniger möglich. Das, was aber gerade jüngere Männer ab der Pubertät machen können, ist, sich einmal im Monat beim Duschen oder beim Baden, den Hoden abzutasten. Dabei sollte man darauf achten, ob da irgendeine Verhärtung zu ertasten ist. Das wäre ein Symptom für Hodenkrebs. Bezogen auf Prostatakrebs ist das aber wie gesagt in der Regel nicht möglich. Deswegen ist eigentlich der Gang zum Urologen notwendig. Der macht dann eine Blutwert-Bestimmung, tastet die Prostata ab und macht einen Ultraschall. Prinzipiell können Männer vorbeugende Maßnahmen treffen. Wir wissen aus groß angelegten Studien, dass die Ernährung, Sport und eine gesunde Lebensführung gegen das Auftreten von Krebs helfen können.
Manchmal machen Männer aus Spaß einen Schwangerschaftstest und dieser ist dann positiv. Ist das immer ein Anzeichen auf eine Krebserkrankung?
Also, das ist keine etablierte Screening-Methode und es würde jetzt keinen Sinn machen, dass alle Männer einen Schwangerschaftstest machen. Obwohl Hodenkrebs der häufigste Tumor bei den jüngeren Männern ist, ist eine Hodenkrebs-Erkrankung immer noch eine seltene Erkrankung. Dazu kommt, dass nicht alle Hodentumore das Hormon Beta-hCG produzieren – das macht bestenfalls die Hälfte. Aber da wäre der Hodenkrebs wahrscheinlich schon so weit fortgeschritten, dass er auch durch eine Tastuntersuchung erkennbar wäre.