(Noch eine kurze Vorbemerkung: Ich habe das Buch als englischsprachiges E-Book gelesen, und diese Besprechung bezieht sich darauf. In der deutschen Übersetzung von Michaela Grabinger erscheint das Buch unter dem Titel Der Garten der Abendnebel am 2. Februar 2015 bei Droemer/Knaur.)
Das Erinnern und das VergessenDer (fiktive) Garten im Titel des Romans liegt in den Cameron Highlands von Malaysia. Hierher kehrt die Ich-Erzählerin, die Richterin Teoh Yun Ling, 1987 zurück. Eine Krankheit raubt ihr allmählich das Gedächtnis, aber bevor sie vergisst, wer sie ist, möchte sie sich noch an das erinnern, was war - vor allem an die Zeit, die sie Anfang der 50er-Jahre im Garten der Abendnebel verbrachte.
Sie war dorthin gekommen, um Aritomo, den ehemaligen Gärtner des japanischen Kaisers und Schöpfer des Gartens, um etwas zu bitten: Er solle ihr als Gedenkort für ihre Schwester, die während des Zweiten Weltkriegs in einem japanischen Arbeitslager umkam, einen Garten anlegen. Der Japaner lehnte ab, bot Yun Ling allerdings an, ihr stattdessen die Kunst der Gartengestaltung beizubringen, damit sie selbst eines Tages den Gedenkgarten anlegen könne. Nach kurzem Zögern willigte sie ein, bei Aritomo in die Lehre zu gehen - einem Mann, dem sie nach ihren eigenen Erfahrungen im Lager zutiefst misstraute.
Yun Ling erinnert sich an die allmähliche Annäherung zwischen Meister und Lehrling, Mann und Frau, Japaner und chinesischstämmiger Malaysierin. Doch auch damals blieben Fragen offen, denen Yun Ling nun, 35 Jahre später, auf den Grund zu gehen versucht: Welche Rolle spielte Aritomo während des Kriegs? Was für ein Lager war es, das Yun Ling wider Erwarten überlebte? Und wohin verschwand Aritomo so plötzlich 1953, um nie wieder aufzutauchen?
(Fortsetzung: Link zum Original folgen)