Was ist ein nachhaltiges Lebensmittel?
Der Begriff Nachhaltigkeit umfasst drei Aspekte: Ökologie, Soziales und Ökonomie. In der Regel verbinden Verbraucher Nachhaltigkeit mit ökologischen Fragen. Dabei geht es unter anderem darum, die Fruchtbarkeit des Bodens und der Ökosysteme zu erhalten sowie um eine gute CO2-Bilanz und tiergerechte Haltung. Die soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit betrifft hauptsächlich die Situation der Landwirte selbst: Unter welchen Bedingungen arbeiten sie und können sie ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften?
Ist „bio“ automatisch auch nachhaltig?
Bio-Produkte sind ein erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Allerdings bezieht sich die Bezeichnung „bio" nur auf die ökologischen Bedingungen auf dem Hof, wo ein Lebensmittel produziert wird. Ein Produkt kann also gleichzeitig „bio" und trotzdem nicht nachhaltig sein, da es zum Beispiel wegen weiter Transportwege hohe CO2-Emissionen verursacht.
Warum sind umwelt- und sozialverträglich hergestellte Lebensmittel noch immer Nischenprodukte?Wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos zeigt, ist der Wunsch nach nachhaltigen Produkten groß. Knapp 40 Prozent der Kunden sind sogar bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Das ist allerdings eine recht neue Entwicklung. Viele Einzelhändler wollen zwar auf die veränderte Nachfrage reagieren, doch die Landwirtschaft kann sich nur langsam wandeln. Für die Bauern ist es kaum möglich, ihren Betrieb in kurzer Zeit auf eine nachhaltige Produktion umzustellen. Außerdem wollen Landwirte sicher sein, dass sich eine Investition in Nachhaltigkeit auch lohnt - viele warten deshalb noch ab.
Welchem Siegel können Verbraucher beim Einkaufen vertrauen?Es gibt eine wahre Flut an Siegeln, die die Nachhaltigkeit eines Produkts versprechen. Experten empfehlen zur Orientierung das grüne Bio-Siegel, das 2010 mit der EU-Ökoverordnung eingeführt wurde. Dieses garantiert einen Mindeststandard an ökologischer Nachhaltigkeit. Noch striktere ökologische Standards verlangen beispielsweise die Siegel von Demeter oder Bioland. In anderen Bereichen, etwa bei den Regional-Labels, gibt es keine einheitlich festgeschriebenen Regeln. Auf diese kann man sich also weniger gut verlassen.
Ist die Zukunft der Landwirtschaft zu 100 Prozent nachhaltig?Die Nachfrage der Verbraucher nach mehr ökologischen und sozialverträglichen Lebensmitteln verändert den Markt und bewirkt langfristig auch einen Wandel in der Landwirtschaft. Eine zu hundert Prozent nachhaltige Landwirtschaft ist allerdings utopisch. Wenn beispielsweise der komplette Weizenbedarf durch Bio-Landwirtschaft gedeckt werden sollte, würde dafür die Ackerfläche in Deutschland gar nicht ausreichen, da der Ertrag beim Bio-Landbau geringer ist als bei konventionellem Anbau. Realistisch ist, dass die konventionelle Landwirtschaft sich der ökologischen annähert, um in den nächsten 50 Jahren eine ausgeglichene Mischung zu erreichen. Andere Entwicklungen könnten zusätzlich zu einem Rückgang der Landwirtschaft, wie wir sie uns vorstellen, beitragen. Urban-Gardening-Projekte sollen beispielsweise helfen, Lebensmittel auch in der Stadt anbauen zu können. Und seitdem 2013 Wissenschaftler die erste Bulette im Labor gezüchtet haben, ist es auch vorstellbar, dass für die Steaks der Zukunft keine Tierhaltung mehr nötig ist. Solche Projekte stecken allerdings noch in den Kinderschuhen und werden die klassische Landwirtschaft wohl nicht ersetzen können.
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