Europaweit setzen Regierungen auf die neuen Impfstoffe, um Corona zu stoppen. Impfgegner und Rechtsextreme mobilisieren dagegen.
Als Walter Weber die Bühne betritt, liegt Kiel im Nebel. Es ist der 12. Dezember, knapp 400 Menschen stehen vor dem Rednerpult, aus dem das Wort „Freiheit" herausgeschnitzt wurde. Weber sagt, Coronaviren gebe es seit 70 Jahren, und schließt daraus: „Wir zählen hier Erkältungen!"
Weber ist pensionierter Internist und Onkologe, ein älterer Herr mit schütterem Haar und Lachfalten. Die Initiative „Kiel steht auf" hat ihn als Auftaktredner eingeladen. Die Masken brächten nichts, ruft er, positive PCR-Tests seien „medizinisch völlig wertlos". Dann geht es ums Impfen: „Ich verrate ihnen ein Geheimnis: Ich habe ein Immunsystem." Klatschen, Pfeifen, Rasseln aus der Menge. Mit Mühe erhebt er seine Stimme noch mal mehr: „Ich lasse mich nicht impfen! Nur über meine Leiche!"
Im März habe er gemerkt, dass „die Zahlen nicht zur medialen Panikmache passten", sagt Weber. Im April gründete er mit drei anderen Mediziner_innen die Stiftung „Ärzte für Aufklärung". Weil er einen Doktortitel trägt und mit seinen 76 Jahren eine auf Lebenserfahrung gebaute Autorität ausstrahlt, gilt er vielen Pandemieleugner_innen als Experte. Als jemand, der sich auskennt mit PCR-Tests, Inzidenzwerten und mRNA-Impfstoffen.
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Co-Autor*innen: Christian Jakob und Sabine am Orde
Im Print erschienen als Titel-Geschichte in der taz.am wochenende vom 19./20.12. im Rahmen des Rechercheprojekts Europe's Far Right