Nina Scholz

Journalistin: Tech-Unternehmen, Gewerkschaften

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Ausstellung - Eiserne Union

Ausstellung Das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule will die Brücken der Stadt von einem abstrusen Symbol befreien. Wieder trifft es einen Nerv


Mal wieder Stadtgespräch ist in diesen Tagen eine junge Künstlergruppe aus Frankfurt am Main. Die Frankfurter Hauptschule hat Anfang des Monats dazu aufgerufen, die Liebesschlösser, die auch an den Mainbrücken hängen, zu entfernen und in die Galerie Atelierfrankfurt zu bringen. Dafür nannten sie gute Gründe: „Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Besitz. Es ist ein massenhafter Ausdruck von Zwangsliebe und Liebeszwang." Wem diese Erklärung als Anreiz nicht ausreichend sein sollte, dem boten sie schlicht und einfach Geld. Für jedes Schloss, das in der Galerie abgegeben wurde, versprach die Künstlergruppe einen Euro.

Bis hierhin ist das Ganze erfolgreich verlaufen: 3.000 Liebesschlösser wurden geknackt und bei den Künstlern abgeliefert. Nun sitzt die Crew daran, aus den Schlössern etwas Neues zu schweißen. Was genau, hat sie nicht verraten, nur so viel: „Sie sind jetzt etwas Besseres. Sorry, kein PENIS und auch kein RIESENSCHLOSS". Auch in einer anderen Hinsicht ist die Aktion sehr erfolgreich. Mittlerweile haben unter anderem Spiegel Online, Vice und Monopol darüber geschrieben.

Auch mit ihrer ersten Aktion hatte die Künstlergruppe schon Welle gemacht. Im November vergangen Jahres organisierten sie eine Heroinspritz-Performance im Frankfurter Bahnhofsviertel, in dem sich seit vielen Jahrzehnten das Rotlicht- und Drogenmilieu befindet. Doch auch hier wird die Gentrifizierung sichtbar. Mieten werden teurer, Restaurants schicker, Bordsteine sauberer. Die Aktion der Frankfurter Hauptschule richtete sich unter anderem gegen den Musiker Wirtz, der sich im Viertel eine Eigentumswohnung gekauft hatte und massiv gegen Junkies und öffentlich sichtbare Armut mobilmachte. Schon damals standen Printpresse, Fernsehkameras und andere Interessierte Schlange, um der Aktion beizuwohnen. Die Frankfurter Hauptschule scheint immer wieder den Nerv zu treffen. Nur welchen?


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