Nicole Quint

Reisereporterin , Berlin - Zürich - Athen

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Sightseeing zur Suppenküche

Keiner kennt Basels Straßen besser. Obdachlose bieten Stadtführungen zu Kleiderkammern, Beratungsstellen und Notschlafplätzen an. Sind solche Touren tourismustauglich oder voyeuristisch?

Komm, Schatz, wir gehen Elend gucken! - Muss man sich so die Motivation der Menschen vorstellen, die um neun Uhr an der Basler Theodorskirche stehen und auf den Beginn des "sozialen Stadtrundgangs" warten? Steckt in dem Herrn mit der schmalen Randlosbrille und dem gepflegten Graubart ein Voyeur, und giert der Mann mit dem rotgoldenen Ehering an der perfekt manikürten Hand vielleicht nach dem Besuch im Sozialzoo? Die sieben Teilnehmer heute wollen tatsächlich so dicht wie möglich ran und alles ganz genau wissen, können dafür aber berufliche Gründe vorgeben. Es sind ausschließlich Journalisten, die auf Armutstour gehen und darüber berichten wollen.

Kein Problem für Wolfgang Kreibich und Rolf Mauti. Die beiden Männer in den signalroten Jacken, wie sie alle Verkäufer des Straßenmagazins Surprise tragen, sind Profis, echte Experten der Straße, mit einer Mission. 


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