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Roter Oktober in Österreich

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Der Aufstand gegen das Lohn- und Preisabkommen vor 65 Jahren – Prügel gegen streikende Arbeiter zur Durchsetzung der kapitalistischen Nachkriegsordnung


»Weg mit dem Schandpakt!« – 20.000 wütende Arbeiter ziehen durch die Innenstadt von Linz. Die steigenden Preise fressen ihre niedrigen Löhne auf. Im Gebäude ihrer gesetzlichen Interessenvertretung tagt die Gewerkschaft. Kurzerhand wird das Haus gestürmt, die aufgebrachte Menge droht den Präsidenten der Arbeiterkammer Oberösterreich, Heinrich Kandl, vom Balkon zu stürzen. Die Polizei rückt mit Stahlhelmen und aufgepflanzten Bajonetten an. Es ist der 27. September 1950. Revolutionäre Stimmung in Österreich.


Fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs dämmert es den Arbeitern in der Alpenrepublik. Nach den Entbehrungen im Krieg und dem darauffolgenden mühsamen Wiederaufbau wollen die Unternehmer durch Lohnzurückhaltung ihre Profite steigern. Und der Staat und hochrangige Gewerkschafter helfen ihnen großzügig dabei.


Die ersten beiden sogenannten Lohn- und Preisabkommen, hervorgegangen aus Geheimverhandlungen von Regierung und Arbeiteraristokratie, wurden an der Basis noch geduldig hingenommen. Jede dieser Absprachen hob die Preise einerseits und die Löhne und Pensionen andererseits nach einem gesetzlich fixierten Prozentsatz an – immer zu Lasten der Löhne und verbunden mit einer Senkung des Lebensstandards.


Beim dritten Lohn-Preis-Pakt 1949 rumorte es aber bereits in den Betrieben, erste Demonstrationen und Streiks wurden durchgeführt. Der Sturm brach schließlich los, als die Einzelheiten des vierten Lohn-Preis-Abkommens bekanntwurden: Preiserhöhungen für Mehl um 64 Prozent, für Brot um 26 Prozent, für Zucker um 34 Prozent sowie für den elektrischen Strom und bei den Verkehrstarifen um 25 Prozent. Demgegenüber stand eine geringfügige Erhöhung der Löhne von 10 bis 14 Prozent. Die Wut war groß und schlug in Widerstand um.


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