Zu viel Zeit
Jim, Charlie, ihr habt eine Menge altes Material für Boxsets und Best-ofs durchgehört - bereut man da manchen Song?
Jim Kerr: Professionell gesehen gibt es da wenig Reue, eher privat. Zum
Beispiel solltest du nicht auf Tour heiraten! Warte lieber, bis die
durch ist. Na ja, okay, wir bereuen ein paar Videos ... Nein, wir
bereuen alle Videos! Besonders die in den 80ern, oh Mann ...
Charlie Burchill: Und manchmal hätten wir weniger Zeit für ein Album
haben sollen. Du arbeitest dann nur im ersten und im letzten Monat
wirklich. Die zwölf dazwischen hängst du nur rum.
Habt ihr manchmal Angst, euch zu wiederholen?
Kerr: Ich finde es gar nicht so schlimm, sich an alten Sachen zu
orientieren, denn man findet immer ein altes Element, das du neu beleben
kannst. Vielleicht einen Drumsound oder einen Gitarrensound, aber das
kriegen nur Hardcorefans wirklich mit. Das Schöne ist, dass irgendwann
alles wieder frisch und neu klingt.
Apropos frisch: Interessiert ihr euch für die junge Musikszene in Glasgow?
Kerr: Absolut, wir sind Fans von Chvrches, die sind großartig! Die
Studios in Glasgow sind nonstop ausgebucht, eine Band gibt der anderen
die Klinke in die Hand. Ich finde das großartig.
Wenn ihr ein Konzert filmen lasst, habt ihn dann immer noch Lampenfieber?
Kerr: Schlimmer ist die Verantwortung. Diese Songs sind teils Jahrzehnte
alt und bedeuten Menschen viel. Ich habe einen Typen in einem Pub in
Glasgow getroffen mit Krebs in beiden Lungenflügeln. Er freute sich
rieisig aufs Konzert und sagte, das sei das erste Mal seit Monaten, dass
er mit seiner Frau was unternehmen werde. Da denkst du dir: Oh Mann,
wir haben echt keine wirklichen Probleme.
19.12.2013
Zum Original