Marlon Grohn

Autor, Journalist, Herausgeber, Köln

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Artikel

Keine Angst vor Weihnachten! (nd-aktuell.de)

Reich des Todes von Rainald Goetz


Der Lieblings-Hassliterat des Feuilletons kübelt seine Tiraden dankenswerterweise in jene Öffentlichkeit, die Inhalt sonst eher scheut. Die von Groll angetriebene Wahrheitsmaschine Goetz gab nie etwas auf die Konventionen des Betriebs und kam damit zu Einsichten, die den Duckmäusern verschlossen blieben. Das Theater kommt ihm dafür gerade recht. Deshalb empfehle ich zu Weihnachten, neben David Finchers kongenialem „Mank“, den Besuch von Goetzens Bühnenwerk „Reich des Todes“, das als polyfon performter Essay und antiimperialistisches Hardcore-Happening mehr über unsere Zeit weiß, als diese Zeit selbst. Es geht um die US-Politik in den Tagen nach 9/11, die aber für bürgerliche Staaten Allgemeingültigkeit beanspruchen kann. Inmitten des Maßnahmenjahres 2020 hörte man bei der Premiere in Hamburg Sätze wie den: „Jetzt, aber nur für kurze Zeit, können gewisse Korrekturen am Staatsgefüge, die schon lange überfällig sind, möglich sein, der Augenblick ist da, man muss ihn sofort nutzen, bevor die Lage sich wieder zu sehr klärt, ein neues Recht, ein starker Staat, der auch auf Krieg angemessen reagieren kann, wir brauchen dazu neue Kompetenzen in der Staatsspitze, gegen jeden Feind unserer Macht, das gilt für Feinde im Inneren des Landes, wie für jede Art von Angriff von außen, den exekutiven Organen kommen in diesem Fall von Staatsnotstand uneingeschränkte Rechte zu.“


„Reich des Todes“ wird z.B. am 26.11. und 3.12.22 am Schauspiel Köln aufgeführt.


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