Zurück von der Sternfahrt: In Atzhausen (Lkr. Kitzingen) feierten die unterfränkischen Bauern ihre Heimkehr aus Berlin. Dabei planten sie ihre nächsten Schritte.
Die gemeinsame Tour nach Berlin hat die Landwirte zusammengeschweißt. Das ist spürbar in Atzhausen (Lkr. Kitzingen) an diesem Donnerstagabend in der Maschinenhalle der Familie Klein. Rund zwei Wochen ist ihre Sternenfahrt nun her. Und wo sonst Traktoren und Mähdrescher stehen, feiern rund 100 Landwirte aus ganz Unterfranken jetzt ihre Heimkehr. Im Hintergrund läuft Chartmusik, auf einer Leinwand eine Diashow mit Bildern von der Demo. Es gibt Bier und Bratwürste. Die Landwirte tauschen sich aus - über eine gemeinsame Erfahrung, die keiner von ihnen so schnell vergessen wird. Und sie haben auch schon Ideen, wie es jetzt weitergehen soll.
Rund 100 Bauern aus ganz Unterfranken kamen nach Atzhausen (Lkr. Kitzingen) zum Willkommensfest. Foto: Silvia GrallaAuf einer Bank sitzt Simone Krug mit ihrer kleinen Tochter. Die Landwirtin aus Urspringen (Lkr. Main-Spessart) ist die komplette Strecke auf ihrem Trecker mitgefahren. Zum Fest hat sie einen Kuchen mitgebracht: "Land schafft Verbindung" steht auf dem Gebäck. Es ist der Name der Initiative, die die Bauern für die Demonstration mobilisierte. Von der Fahrt blieben Krug besonders die Reaktionen der Bevölkerung in Erinnerung: "Auf jeder Brücke haben die Leute mit ihren Schildern gestanden. Das war so ergreifend und hat sogar die Männer gepackt."
Viele Bauern haben das Gefühl, die Bundesregierung nicht erreicht zu habenTrotz der Euphorie haben viele Bauern jedoch nicht das Gefühl, die Politik wirklich erreicht zu haben. "Ich denke ganz stark, dass die Regierung uns nicht wahrhaben will", sagt Christian Höfling aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart). So sieht es auch Simone Krug: "Weil die Regierung einfach an ihrem Agrarpaket festhält und sich nicht beirren lässt."
Nach wie vor sehen die Bauern das Paket der Bundesregierung als Kernproblem. "Die letzte Düngeverordnung ist erst seit zwei Jahren in Kraft und wurde jetzt schon wieder geändert", sagt Krug. Die Forderungen der Regierung würden sich zu rasch wandeln und dann zu sehr ins Geld gehen, auch im Bereich Tierwohl. "Wir können wirtschaftlich nicht alle paar Jahre unsere Ställe umbauen."
Claus Hochrein, Beiratsmitglied bei "Land schafft Verbindung", gibt sich kämpferisch.Außerdem kritisieren die Landwirte den Umgang der Regierung mit ihnen. "Wir sind alle gut ausgebildet", sagt Claus Hochrein. "Es ist nicht so, dass wir das einfach so aus dem Bauch raus machen. Wir haben das gelernt." Der Landwirt aus Untereisenheim (Lkr. Würzburg) gehört zum Beirat von "Land schafft Verbindung", der die bayerischen Bauern vor der Bundesregierung vertritt.
Weitere Aktionen geplant: Nächste Schlepperfahrt nach Brüssel?"Es ist ja klar, dass nach einer Demonstration keiner ein Zugeständnis macht", sagt Hochrein. "Aber zumindest hat es jetzt die Gespräche mit der Kanzlerin gegeben." Die seien aber nicht unbedingt zielführend gewesen, ein Kompromiss sei bisher nicht gefunden. "Daher werden wir ungehemmt weitermachen, bis die ersten Ergebnisse auf dem Zettel stehen", sagt der Landwirt. "Vorher werden wir nicht aufhören."
In den WhatsApp-Gruppen der Bauern werde nun eine Fahrt nach Brüssel diskutiert, sagt Simone Krug. "Es finden europaweit Gespräche statt", bestätigt Hochrein. Die Bauern in den Nachbarländern würden mit ähnlichen Problemen wie die Landwirte in Deutschland kämpfen. "Es wird diskutiert, ist aber aktuell noch nicht spruchreif."
Sicher ist aber, wo es für die Bauern demnächst hingehen wird. Im Advent wollen sie mit Ständen auf den Weihnachtsmärkten in Unterfranken Öffentlichkeitsarbeit im herkömmlichen Sinne leisten – in Gesprächen mit den Verbrauchern und ohne Schlepper.
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