Lisa Göllert

Dialogjournalismus & Audio, #NDRfragt, Lüneburg

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Freiburger Start-Ups: KulturAcker fördert regionale Landwirtschaft

Kühlschrank leer - erstmal zu Penny. Das ist nicht nur ein bekannter Werbespruch, sondern auch Realität in vielen Haushalten. Weniger als 20 Prozent des Obstes und Gemüses, das in Freiburg konsumiert wird, stammt aus regionaler Landwirtschaft. Dies veranschaulicht die Studie "Wie ernährt sich Freiburg?", die vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) durchgeführt und im April 2016 veröffentlicht wurde. Dieser Entwicklung will das Freiburger Start-Up KulturAcker entgegenwirken.


Dafür wollen sie regionale Landwirtschaft nach Freiburg holen. Städter sollen die Möglichkeit erhalten, ihr eigenes Stück Acker zu bewirtschaften. Ehemalige Verbraucher können dann selbst in die Rolle des Landwirtes schlüpfen. "Wir wollen eine Schnittstelle zwischen individueller Gartennutzung und professioneller ökologischer Landwirtschaft sein", sagt Mitgründer Max von Grafenstein.


Die Neu-Landwirte erhalten vom KulturAcker-Team Unterstützung: Von Dünger über Jungpflanzen bis zu Bewässerungsanlagen. Gegründet wurde die Initiative vor sieben Monaten - seit dieser Woche ist KulturAcker ein eingetragener Verein. Das Konzept des Gemeinschaftsackers entstand in Wien und hat sich mittlerweile in vielen Großstädten Deutschlands verbreitet.


Das Start-Up KulturAcker besteht aus fünf Mitgliedern: Katharina (33) und Max von Grafenstein (35), Clara Stützle (28), Kaya Berger (25) und Simon Diekmann (32). Neben einer Gärtnerausbildung oder einem Studium zum Ökolandwirt teilen sie vor allem die Liebe zur regionalen Landwirtschaft.


Einige von ihnen haben auch schon praktische Erfahrungen gesammelt: Katharina arbeitet in einer Demeter-Gärtnerei und Clara hat das Projekt "Solidarische Landwirtschaft" in Freiburg geleitet. "Toll finde ich, dass wir alle so unterschiedliche Kompetenzen mit ins Team bringen - das erleichtert die Zusammenarbeit", sagt der gelernte Ökolandwirt Max.


Die Idee zum gemeinsamen Projekt sei letztes Jahr auf dem Agrikultur-Festival in Freiburg entstanden. "Was uns alle fasziniert, ist die Idee, Lebensmittel wieder dort zu erzeugen, wo sie konsumiert werden".


Die Initiative wolle die stetige Entfremdung zwischen Erzeuger und Konsument von Nahrungsmitteln verringern. "Viele Kinder wissen gar nicht mehr, wie eine Karotte wächst - da wollen wir gegensteuern". Denn zu wissen, was man isst, sei ein Wunsch der Bevölkerung. "Viele Bürger wollen mehr Kontakt zur Lebensmittelerzeugung erhalten. Leider fehlt es oft am notwendigen Wissen - dem wollen wir einen Raum bieten."


KulturAcker ist kein Projekt, von dem alle fünf Initiatoren leben wollen. Deshalb arbeitet Mitgründer Max neben dem Projekt in Berlin als Selbstständiger. Zukünftig sollen die Mitglieder des KulturAckers einen Saisonbeitrag bezahlen - im Gegenzug erhalten die Hobby-Landwirte das geerntete Gemüse und Workshops zum Thema Ökolandwirtschaft. "Uns steht vor allem der Netzwerk- und Weiterbildungsaspekt im Vordergrund - nicht der Unternehmerische."


Was sagt Mama zur Start-Up Gründung?

"Meine Eltern fanden die Idee mutig, weil unser Projekt etwas komplett Neues ist", sagt Max. Insgesamt seien Familie und Freunde begeistert gewesen - so ein Angebot fehle in Freiburg.

Was spricht für oder gegen eine Start-Up-Gründung in Freiburg?

"Freiburg bietet super Grundlagen für eine Start-Up-Gründung." Dieses Jahr hat KulturAcker den Ökonauten-Wettbewerb des Grünhofes gewonnen. Dadurch erhielten sie ein Coaching und sogar ein eigenes Büro im Grünhof.

"Aktuell suchen wir eine geeignete Ackerfläche- dann kann das Projekt schon losgehen!"



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