Dezember 1916 vergifteten, erschossen und ertränkten sie ihn. Schon zu Lebzeiten rankten sich zahlreiche Gerüchte um den Mönch aus Sibirien, der einen unerklärlichen Einfluss auf Zar Nikolaus II. und seine Frau Alexandra hatte - und angeblich den Untergang des russischen Reiches prophezeit haben soll.
Rasputin wurde 1869 in Westsibirien in einfachen Verhältnissen geboren. Es ist wenig über seine Jugend bekannt. 1887 heiratete er und hatte drei Kinder mit seiner Frau. Seine Tochter Maria sollte später seine bekannteste Biografin werden. Eines Tages begab er sich in ein Kloster und kam als glühender Konvertit zurück. 1903 ging er nach St. Petersburg und machte schnell Karriere, obwohl er weder lesen noch schreiben konnte und keine religiöse Ausbildung erhalten hatte. Sein ungewohntes Auftreten machte ihn zum Stadtgespräch: Meist trug er hohe schwarze Stiefel und ein schwarzes Gewand, seine langen Haaren hingen in Strähnen in sein Gesicht, sein Bart war ungepflegt. Allerdings beschrieben viele Zeitgenossen seinen stechenden Blick als besonders beeindruckend.
Rasputin erreichte St. Petersburg in einer Zeit, in der Okkultismus und das Mystische eine große Rolle in gehobeneren Gesellschaftskreisen spielten. Einige Geistliche behaupteten, in seiner Gegenwart „eine Aura" zu spüren, was ihm die Türen zu unterschiedlichen religiösen Einrichtungen und zu den Salons in St. Petersburg öffnete. Die ersten Gerüchte von Wundern in Rasputins Gegenwart ließen nicht lange auf sich warten. Auch in Adelskreisen verehrte man ihn. Eine Hofdame war es schließlich, die Rasputin nach einem schweren Unfall des Zarensohns Alexei rufen ließ. Alexei war von Geburt an Bluter; kleinere Stürze brachten den Jungen in Lebensgefahr. Die Ärzte hatten ihn bereits aufgegeben. Nachdem Rasputin den Raum betreten hatte und neben dem Zarensohn betete, verbesserte sich dessen Gesundheitszustand schlagartig - so heißt es in mehreren Quellen. Für Zarin Alexandra war Rasputin fortan ein von Gott Gesandter. Sie bestand darauf, dass er an der Seite ihres Sohnes bleiben sollte.
Um die folgenden Jahre, die Rasputin im engsten Kreise der Zarenfamilie verbrachte, ranken sich zahlreiche Gerüchte. Eines war jedoch klar: Den persönlichen Beratern des Zaren und den Adeligen in St. Petersburg war der Bauer aus Sibirien ein Dorn im Auge. Sie fürchteten, er könnte seine Position nutzen, um auf politische Entscheidungen des Zaren Einfluss zu nehmen. Deswegen wurde Rasputin immer stärker von der Polizei und dem russischen Geheimdienst überwacht. Der eigentliche Grund für seine Anwesenheit, die Bluterkrankheit von Alexei, sollte nicht an die Öffentlichkeit dringen. Deswegen gab es zahlreiche Gerüchte über Rasputins Beziehung zur Zarenfamilie: Er sei der Geliebte der Zarin. Er sei ein Mädchenschänder und Trunkenbold. Vor den fatalen Folgen des Ersten Weltkrieges soll er zum Ärger des Zaren mehrfach ungefragt gewarnt haben. In großen Teilen der Bevölkerung galt er dagegen schlichtweg als Heiliger.
1914 versuchte eine Frau, Rasputin zu ermorden. Sie soll „Ich habe den Antichristen getötet" geschrien haben, als sie ihn mit einem Messer in den Unterleib traf. Danach sei er nie wieder derselbe gewesen, berichtete seine Tochter Maria später. Er verfiel zusehends dem Alkohol. Der Zar musste Rasputin schließlich aus St. Petersburg verbannen. Doch schon bald kehrte der Heiler in die Stadt zurück und musste erneut ans Bett des kränkelnden Alexeis eilen. Weitere Mordkomplotte misslangen. Während der Zar wegen des Krieges nur noch selten in St. Petersburg weilte, blieb Rasputin an der Seite der Zarin. Sie soll geglaubt haben, seine Kräfte könnten auch Russland zurück zu Wohlstand und Frieden führen und leitete immer mehr seiner Vorschläge für Reformen und für die Besetzung von Ministerposten an den Zaren weiter.
Zar Nikolaus II. stand zusehends zwischen seiner Frau, die glaubte, ohne Rasputin würde ihr Sohn sterben, und seinen Pflichten als Herrscher. Politiker und Adelige machten Rasputin für die katastrophalen Folgen der ersten Kriegsjahre verantwortlich. Im Dezember 1916 war es soweit: Fürst Felix Jussupow, der Duma-Abgeordnete Wladimir Purischkewitsch und der Lieblingsneffe des Zaren, Großfürst Dimitri Pawlowitsch, luden Rasputin zu einem Abendessen ein. Nachdem das mit Zyankali vergiftete Essen keine Wirkung zeigte, schossen sie Rasputin nieder. Er konnte in den Innenhof des Palastes fliehen - dort wurde er von seinen Attentätern aufgegriffen, gefesselt und im nahe gelegenen Fluss versenkt. Eine spätere Obduktion zeigte, dass Rasputin ertrunken ist.
Der Zar bestrafte die Mörder Rasputins nicht. Das erzürnte vor allem die Bauern, die Rasputin als einen der ihren sahen und glaubten, der Zar schütze den Adel. Nur drei Monate später wurde Nikolaus II. im Zuge der Februarrevolution gestürzt und mit seiner Familie im Juli 1918 ermordet. Noch vor seinem Tod schickte Rasputin einen Brief an den Zaren und befeuerte damit den Mythos um seine Person: „Ich fühle, dass ich vor dem ersten Januar mein Leben verlieren werde. [...] Wenn es Deine Verwandten waren, die meinen Tod verursacht haben, dann wird niemand aus Deiner Familie, kein Kind Deiner Verwandten, noch länger als zwei Jahre am Leben bleiben. Sie werden getötet durch das russische Volk.
Rasputins Nachleben in der Popkultur Bereits 1928 diente Rasputin als Inspiration für den Stummfilm „Rasputins Liebesabenteuer". Der Veröffentlichung von „Rasputin - Der Dämon Russlands" im Jahr 1932 folgte ein Gerichtsprozess, in dem Prinzessin Irina Alexandrowna Romanowa, Ehefrau von Felix Jussupow, die Filmfirma MGM wegen Rufmordes verklagte. 1996 spielte Alan Rickman in einer TV-Produktion von Ulli Edel die Rolle des Wunderheilers, Ian McKellen spielte Zar Nikolaus II. Rickman wurde für seine Darstellung mit dem Emmy und dem Golden Globe ausgezeichnet. In dem Comic „Hellboy" war der auferstandene Rasputin einer der Erzfeinde des Titelhelden und kooperiert unter anderen mit den Nazis. Marvel-Held Doctor Strange musste ebenfalls in einem seiner Abenteuer gegen einen Bösewicht namens Mr. Rasputin antreten, einem fiktionalen Nachkommen von Grigori Rasputin. Die bekannteste Hommage an Rasputin dürfte allerdings von der deutschen Popgruppe Boney M. stammen: Mit dem eingängigen Songtext „Ra-ra-rasputin, Lover of the Russian Queen" kletterten sie 1978 international an die Spitze der Charts.