Ein Mitbewohner hat auf Tinder mit einer Medizin-Studentin angebändelt. Die zwei sind zuckersüß. Als Kirsche auf dem Sahnehäubchen kommt hinzu, dass sie in einem Impfzentrum arbeitet. Eines Tages im Juni rief sie ihren Tinderello, also meinen Mitbewohner an, und sagte, dass er schnell vorbeikommen solle, er könne sich spontan impfen lassen. Ohne Zähneputzen schwang er sich aufs Rad und nahm noch zwei Mitbewohnerinnen mit, die in der Küche frühstückten. Vierzig Minuten später wurde Moderna verschossen, abends bestaunten wir anderen die Pflaster am Oberarm.
Aber damit nicht genug, meine und eine andere Impfung geht auf das hübsche Lächeln einer Mitbewohnerin zurück. Ihr Fang beim Online-Dating war zwar kein Mediziner, aber ein gewitzter Kerl, der genau wusste, was man wann und wo tun muss, um einen Termin in der Impflotterie alias impfterminservice.de zu bekommen, ohne faule Tricks. Meine Mitbewohnerin ist genesen, für sie war das nicht relevant. Daher hat er mir - und nicht ihr! - die Vorgehensweise per Whatsapp genau erklärt. Wenig später floss Biontech in meinen Adern. Dabei haben wir uns an die Regeln gehalten. Mein Wissen gab ich weiter.
Man könnte jetzt sagen, dass Liebeswillige immer härtere Geschütze auffahren, um das Objekt ihrer Begierde von sich zu überzeugen. Aber das ist es nicht; die zwei Tinder-Dates waren einfach hilfsbereit. Aus meiner Mitbewohnerin und dem schlauen Kerl ist nichts geworden. Biontech für die Mitbewohner statt der großen Liebe. Finde ich gut, danke lieber Tinder-Boy. [...]