Verschlüsselung: Neugierige Geheimdienste und Konzerne lassen sich nach Ansicht des Mathematikers Jochim Selzer nur durch eine effektive Kontrolle demokratischer Organe in den Griff bekommen. Die alleinige Lösung des Problems könne nicht GPG oder SSL lauten. Selzer setzt sich als Veranstalter unzähliger Cyptopartys und Datenschutzbeauftragter für ein Maximum an Aufklärung und Weiterbildung ein. Er ist gleichzeitig zur Ansicht gekommen, dass die Verfasser kruder Verschwörungstheorien „ besser die Finger von ihren Drogen lassen sollten". Wir haben uns ausführlich mit ihm über E-Mail-Verschlüsselung, die Schwächen des Anonymisierungsnetzwerks Tor und last, but not least über Truecrypt-Mythen unterhalten.
Jochim Selzer ist ein echter Überzeugungstäter. Für den IT-Mitarbeiter der Deutschen Post DHL ist Datenschutz alles andere als eine lästige Pflicht. Es ist vielmehr eine Herzensangelegenheit, für die er im Raum Köln/Bonn gerne zahlreiche Stunden seiner Freizeit opfert. Selzer engagiert sich ehrenamtlich als Datenschutzbeauftragter eines evangelischen Kirchenkreises. Dazu kommt unter anderem sein Engagement beim Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung und beim Chaos Computer Club ( CCC).
Lars Sobiraj: Wie bist Du überhaupt zum Thema Cryptopartys gekommen? Warum engagierst Du Dich in diesem Bereich?
Jochim Selzer: Für Datenschutz im Allgemeinen interessiere ich mich seit dem Jahr 1983, als ich meinen ersten Computer (einen Commodore 64) bekam. Im gleichen Jahr fällte das Bundesverfassungsgericht sein Grundsatzurteil zur Volkszählung und leitete aus dem Grundgesetz das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ab. Ich begriff, dass mein neues Hobby nicht nur eine faszinierende Spielerei war, sondern reale Konsequenzen hatte. Die in den Achtigern weit verbreitete unreflektierte Technikfeindlichkeit war mir allerdings immer suspekt. Die Chancen der damals "neue Medien" genannten Technonolgie überwogen für mich immer die Risiken.
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