1 Abo und 0 Abonnenten
Kolumne

Pausengespräch: Osterfestspiele 2023

Am kommenden Samstag starten die Osterfestpiele und neben zu erwartenden Highlights gibt es tatsächlich auch ein paar Osterüberraschungen im Programm

Wagners „Tannhäuser“:
Zum Auftakt ein dreifaches Debüt, darauf hatte sich die Klassikwelt zumindest bis Ende letzter Woche gefreut. Die lettische Starsopranistin Elina Garanca hätte in der diesjährigen Opernproduktion ihr heiß ersehntes Rollendebüt als Venus gegeben. Krankheitsbedingt musste sie nun absagen, doch werden Jonas Kaufmann in der Titelrolle und Marlis Petersen als Elisabeth nicht die einzigen Debütanten bleiben. Für Garanca springt Emma Bell ein, die damit ihr Osterfestspiel-Debüt gibt und an ihrer Stelle auf den Fettberg muss, in den Regisseur Romeo Castellucci in der Bearbeitung seiner Inszenzierung von 2017 auch in Salzburg die Venus stecken wird.

Andris Nelsons und das Gewandhausorchester:
Sie sind die ersten Gäste, seit Intendant Nikolaus Bachler Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden vom Hof gejagt hat. Mitgebracht wird das Kernrepertoire des Orchesters, also überwiegend deutsches Fach. Auch ein Auftragswerk des Festivals, „Der Zorn Gottes“ von Sofia Gubaidulina, steht auf dem Programm. Dazu hat Nelsons vorab schon verraten: „Gubaidulina setzt insbesondere die niedrigen Frequenzen und die tiefen Instrumente wie Kontrabass, Tuba, Kontrafagott oder Schlaginstrumente meisterhaft ein. Gerade heutzutage mit all den schrecklichen Dingen, die auf der Welt passieren, ist dieser Klang des Zorns sehr aktuell – selbst wenn wir daran glauben, dass Gott auch vergibt.“

Tanz und Techno:
Erstmals in der Geschichte der Osterfestspiele wird es dieses Jahr eine Tanzproduktion geben. Der französisch-israelische Choreograph Emanuel Gat hat sich von Wagners „Wesendonck-Liedern“ zu einem Stück inspirieren lassen, das am 6. April zur Uraufführung kommt. Wer danach noch Durchhaltevermögen hat, kann anschließend hören, was DJ-Legende Westbam mit Wagners Musik angestellt hat. Plumpe Remixes vom „Walkürenritt“ wird man hier lange suchen, denn bei „Westbam meets Wagner“ handelt es sich um ein eineinhalbstündiges Liveset mit Musikern der Orchesterakademie des Gewandhausorchesters. Der DJ selbst empfiehlt dem Publikum: „Offen sein für Neues und Andersartiges. Wagner kriegt hier definitiv was dazu.“

Was sich lohnt:
Für Branchenkenner und Wagnerianer definitiv der „Tannhäuser“. Auch wenn Castelluccis Überarbeitung erst mal wie „Gutes von gestern“ daher kommt, sind seine Bilder nach wie vor beeindruckend, genau wie das Ensemble mit Wagnerprofis wie Zeppenfeld oder Gerhaher. Wer spontan noch irgendwo 490 Euro rumliegen hat, online gibt es noch Einzelkarten.
Weitaus schonender für den Geldbeutel und am Ende vermutlich auch erfrischender sind die Tanz- und die Westbamproduktion. Für 35 Euro kann man Wagners Musik in äußerst bekömmlichem Kontext und Länge auf hohem Niveau erleben, während für das selbe Geld in der Opernpause nicht einmal zwei Gläser Sekt bekommt. Mit diesen Produktionen öffnet Bachler wirklich niederschwellige Türen für Neugierige. Mögen sie ihm eingerannt werden! - Denn auch die Osterfestspiele müssen an ihre Zukunft denken.

Larissa Schütz