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Wie hygienisch ist feste Seife?

Haar-, Kern- oder Alepposeife: Verbraucher greifen in letzter Zeit immer öfter zum Seifenstück. Der feste Reinigungsklassiker gewinnt vor allem in puncto Nachhaltigkeit gegen die Flüssigvariante. Doch macht das Stück genauso sauber wie die Seife aus der Flasche?

Die Nachhaltigkeitsdebatte verändert das Konsumverhalten von immer mehr Menschen. Das Vermeiden von Müll, vor allem von Plastik tritt immer öfter in den Vordergrund. Es erklärt auch, weshalb sich das altbekannte Seifenstück neuer Beliebtheit erfreut. Die Verwendung des Seifenklassikers verhindert, dass Mikroplastik ins Abwasser und somit in die Natur gelangt. Durch den Verzicht auf Einweg-Seifenspender oder durch Nachfüllbeutel wird zudem eine Menge Verpackungs- und Plastikmüll eingespart. Die Seifenstücke bekommt man oft gänzlich unverpackt oder in Papier eingewickelt zu kaufen. Trotzdem gibt es bei einigen Vorbehalte gegen das gute alte Seifenstück.

"Feste und Flüssigseife unterscheiden sich nicht nur in ihrer Konsistenz, auch die Zusammensetzung ist eine andere", erklärt Reinold Gross, Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienhospital in Osnabrück. Hauptbestandteil der flüssigen Seife sind Tenside, chemische Substanzen, die eine Vermischung von Wasser und Öl ermöglichen. Die feste Seife dagegen ist aus tierischen oder pflanzlichen Fettsäuren zusammengesetzt.

Stücke besitzen gleiche Reinigungskraft

Was die Hygiene betrifft, sind beide Seifen gleich zu bewerten. "Das Vorurteil, dass feste Seife schlechter in der Reinigungskraft ist, ist nicht wahr. Viele Untersuchungen haben dies widerlegt", betont Gross. Dennoch hält sich dieser Mythos hartnäckig. Ein Grund für diese Annahme könnte das Erscheinungsbild der festen Seife sein, welches sich schon nach einigen Nutzungen stark verändert. Sie bekommt Risse, wird schmierig und verformt sich irgendwann. Mit ein paar Kniffen lässt sich dies aber leicht verhindern: Seife sollte nach der Benutzung so abgelegt werden, dass sie schnell wieder trocknen kann. Wichtig ist auch, überschüssiges Wasser aus der Seifenschale regelmäßig zu entfernen und diese auszuwaschen. Sammelt sich dort Wasser über einen längeren Zeitraum an, können sich Keime bilden.

In einem Haushalt wird in der Regel ein Seifenstück von mehreren Personen genutzt. Auch das wird von manchen als unhygienisch empfunden. "Im Normalfall ist es nicht möglich, dass Krankheitserreger über die Seife übertragen werden. Beim Händewaschen reibt man die Oberseite der Seife so ab, dass sie sich mit dem Wasser vermischt. Hierbei werden alle möglichen Keime und andere biologische Stoffe, die sich auf der Seife befinden, abgespült", beruhigt der Mediziner.

Unterschiedliche Hautverträglichkeit

Bei der Kaufentscheidung spielen neben Nachhaltigkeit und Hygiene auch die individuellen Bedürfnisse der Haut eine Rolle. Mehrmals täglich haben beispielsweise Hände Kontakt damit. "Flüssigseife ist für trockene und stark beanspruchte Haut besser geeignet", fasst Gross zusammen. Sie verändert den natürlichen pH-Wert der Haut nämlich kaum. Auch nach dem Waschen besteht ein stabiler Wert zwischen 5 und 7. Durch die feste Seife gerät der pH-Wert hingegen in ein Ungleichgewicht und kann bis auf 10 ansteigen. Dann trocknet die Haut aus, wird spröde und verliert an Widerstandsfähigkeit. Gesunde Haut benötigt ungefähr zwei Stunden, um sich wieder zu regenerieren. Bei häufigem Händewaschen oder beanspruchter Haut ist die Flüssigseife also hautverträglicher. Wer jedoch vor allem auf Nachhaltigkeit setzen möchte, kann sich mit gutem Gewissenfür das Seifenstück entscheiden.

Übrigens: Bereits 4500 v. Chr. entwickelten die Sumerer, die auf dem Gebiet des heutigen Irak lebten, die erste Seifenrezeptur. Die Zusammensetzung aus Öl und Pflanzenasche wurde damals als Heilsalbe verwendet. Erst die Römer nutzten die reinigende Wirkung der Seife. Die feste Seife, wie wir sie kennen, wurde erstmals im 7. Jahrhundert hergestellt. Mithilfe von Öl, alkalischen Salzen und Hitze entstand in einer Ätzlauge eine feste Masse.

Quelle: ntv.de

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