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» Die „Biggest Loser“-Diät kann tödlich sein

Wie ein ganz anderer Mensch: Alexandra vor und nach „The Biggest Loser“

In der Reality-Sendung „The Biggest Loser" dreht sich alles ums Abnehmen. Die Show kommt ursprünglich aus den USA und wird in Deutschland von SAT.1 produziert.

In der vergangenen Staffel traten 18 Kandidaten gegeneinander an. Zu Beginn der Show werden verschiedene Teams gebildet. Diese müssen dann Tests bewältigen und konkurrieren gegeneinander.

Wer bei den Aufgaben schlecht abschneidet, kommt in das „Zeltlager", wer gut ist, ins „Wohlfühl-Camp". In jeder Folge fließen Schweiß und Tränen in Strömen. Wegen des harschen Umgangstons und dem harten Sportprogramm stand die Sendung schon mehrfach in der Kritik.

Der Berliner Ernährungsexperte und Buchautor Sven-David Müller („Wir essen uns schlank", Mainz Verlag Aachen) kritisiert, dass die Teilnehmer gegeneinander aufgehetzt würden. BILD fragte bei Müller nach, warum er Probleme mit der Sendung hat.

BILD: Was finden Sie so schlimm an der Sendung „The Biggest Loser"?

Sven-David Müller: „Es ist ekelerregend, wenn man sehr dicke Menschen unwürdig behandelt, sie so in die Öffentlichkeit zerrt und sich auf ihre auch noch Kosten lustig macht."

Abnehmen ist doch aber erstmal etwas Gutes! Die Teilnehmer bei „The Biggest Loser" verlieren in wenigen Wochen einen Großteil ihres Gewichts!

Müller: „Fettsucht entsteht über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Deswegen muss man sich zum Abnehmen Zeit nehmen! Man kann auch nicht in vier Wochen eine Fremdsprache perfekt erlernen. Zudem sind die erblichen Faktoren nicht zu unterschätzen."

Auf Facebook schreiben manche unserer Leser, die Gewinnerin Alexandra sehe jetzt „verbraucht" aus. Kann das durch die Diät kommen?

Müller: „Klar kann das sein. So eine Diät ist nicht zu unterschätzen. Das ist mentaler Stress, wie bei einem Erdbeben. Es ist ein riesiger Einschnitt in das gesamte Leben."

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Andere Leser sagen, sie sei mit ihrem Gewinner-Ergebnis von rund 50 Kilo bei 1,60 Meter zu dünn. Stimmt das?

Müller: „Nein, das ist totaler Quatsch. Aber die kurze Zeit, in welcher die Kandidaten bei „The Biggest Loser" Gewicht verlieren, kann im schlimmsten Falle sogar tödlich sein! Das ist absolut nicht zum Nachmachen geeignet! Eigentlich müsste bei jeder Folge eine große Warnung eingeblendet werden, dass die Zuschauer das unter keinen Umständen ohne medizinische, psychologische und diätetische Betreuung nachmachen sollen. Denn wenn jemand in so kurzer Zeit so viel Gewicht verliert, ist das wirklich lebensgefährlich."

Das Wiegen ist in jeder Folge ein Highlight. Die Kandidaten müssen sich vor ihren Konkurrenten und den Millionen Zuschauern mit nacktem Oberkörper wiegen. Was sagen Sie dazu?

Müller: „Einerseits ist das entwürdigend. Andererseits empfiehlt niemand, sich jeden Tag zu Wiegen. Man setzt sich damit selbst total unter Druck! Frust kommt in jedem Falle! So schnell kann sich ja gar nichts verändern. Es ist viel sinnvoller, sich nur alle drei Wochen zu wiegen. Gesunde Menschen sollten sich grundsätzlich nicht ständig auf die Waage stellen. Wenn man etwas abnehmen möchte, ist es aber okay, sich in drei bis vier Wochen-Abständen zu wiegen."

Was ist Ihr bester Tipp, worauf man bei Diäten achten sollte, wenn man stark übergewichtig ist und abnehmen möchte?

Müller: „Wenn die Diät nicht in den Alltag integrierbar ist, ist es gefährlich. Wenn man von der Fettsucht wegkommen möchte, dann muss man das für immer machen. Fettsüchtige brauchen immer das Team aus Arzt, Diätassistent, Psychologe und Sporttherapeut. Man sollte das Abnehmen aber nicht mystifizieren. Die Regeln sind letztendlich einfach. Worauf es ankommt, ist es, sie in den Alltag zu integrieren. Es ist genauso, wie wenn ein Raucher versucht, von seiner Sucht weg zu kommen."

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