Josephine Andreoli

Journalistin, Redakteurin, Hamburg

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Angela Merkel bat Guttenberg um Argumentationshilfe zu Wirecard | abgeordnetenwatch.de

In welchem Umfang hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard eingesetzt? Das ist eine der vielen offenen Fragen, die ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss seit Donnerstag, 8. Oktober, im Bundestag aufklären soll. Interne Dokumente, die das Kanzleramt auf Antrag von abgeordnetenwatch.de nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) herausgeben musste, lassen Merkel nun in keinem guten Licht erscheinen. Denn die Kanzlerin ließ sich für ihre bevorstehende China-Reise im September 2019 ausgerechnet von einem Lobbyisten des Konzerns eine Argumentationshilfe ausarbeiten: Karl-Theodor zu Guttenberg.

Mail von Karl-Theodor zu Guttenberg an Lars-Hendrik Röller, Berater von Bundeskanzlerin Merkel: "... dass ein kurzer Hinweis sehr hilfreich sein könnte"

"Thema ist durch die Chefin angesprochen worden" [abgeordnetenwatch.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert. Ermöglichen Sie weitere Recherchen mit einer Spende]

Schreiben von Kanzler-Berater Röller an Karl-Theodor zu Guttenberg: "Thema ist durch die Chefin angesprochen worden."

Der Zeitpunkt des Vorgangs ist äußerst brisant. Denn die schwerwiegenden Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard waren durch Recherchen der Financial Times bereits öffentlich bekannt. Dass man im Kanzleramt keine Zeitung liest, ist eher unwahrscheinlich. Zumal es bereits Anfang 2019 interne Bedenken zur Seriosität des Dax-Unternehmens gab. In einer Vorlage des Bundeskanzleramtes vom 10. Januar 2019, die FragdenStaat vorliegt, raten Merkels Fachleute von einem Treffen der Kanzlerin mit Wirecard-Chef Markus Braun ab. Ein Gespräch sei vor dem Hintergrund eines möglichen Verfahrens der Münchner Staatsanwaltschaft wegen Verbindungen zu illegalen Online-Kasinos "nicht ratsam". Gegenüber Wirecard führte das Kanzleramt "Termingründe" an.

Angela Merkel und Karl Theodor Guttenberg 2010 im Plenum des Deutschen Bundestages

Rätselraten um Blankoschreiben

[SPIEGEL-Bericht über die Recherche: Interner Schriftverkehr belegt Lobbyarbeit - So ließ sich Merkel von Guttenberg für Wirecard einspannen]

Dass es im Juni 2019 einen schriftlichen Kontakt zwischen Schmidt und dem chinesischen Vize-Finanzminister Liao Min über das „Interesse von Wirecard am Markteintritt" in China gab, hatte ein Sprecher des BMF dem Spiegel gegenüber kürzlich eingeräumt.

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