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Ruf nach Gerechtigkeit

Seit Montag gibt es den Hashtag #OpMaryville. Es geht dabei um den Fall zweier Vergewaltiger, die bisher nicht für ihre Tat büßen mussten. Seitdem kann man neue Tweets im Sekundentakt finden. Doch Unterstützung für die Opfer scheint nicht der einzige Zweck zu sein.


Seit Montag haben sich bereits unzählige Leute mit Daisy Coleman und ihrer Freundin solidarisiert. Unter dem Hashtag #OpMaryville, der am 14. Oktober von Anonymous das erste Mal genutzt wurde, äußern sich seitdem Menschen aus der ganzen Welt. Sie sprechen über die Vorkommnisse im Januar 2013, als Daisy Coleman, 14, und eine Freundin, 13, von zwei 17-Jährigen, Matthew Barnett und Jordan Zech, aus dem Highschool Footballteam vergewaltigt wurden. 


Doch mit dem Hashtag, der zur Solidarisierung aufruft, werden nun nicht nur die Opfer unterstützt, sondern auch die mutßamlichen Täter, die bis heute nicht vor Gericht standen, beschimpft. Auf Twitter kommt es zu wüsten Beleidigungen und Drohungen. Ein Aufschrei der Netzgemeinschaft, wie ihn beinahe jeder mitfühlende und aufgeklärte Mensch ausstoßen möchte, wenn er von der Tat hört. Doch der Twitterer Anonymous Operations geht noch weiter und nutzt die Plattform als digitalen Pranger. Er oder sie twittert die Usernamen der Jungen und auch Bilder von ihnen und wird von anderen Twitterern tatkräftig unterstützt. Die Accounts der beiden sind inzwischen gelöscht. Man könnte von einer Hetzjagd sprechen, vergleichbar mit dem Mordfall Lena in Emden, nach dem in den sozialen Netzwerken zur Selbstjustiz gegen einen mutmaßlichen Täter und Unschuldigen aufgerufen wurde.


Doch eben diesem Hass im Internet war auch Daisy Coleman ausgesetzt, nachdem bekannt wurde, dass sie Matthew Barnett angezeigt hatte. Sie wurde aus dem Cheerleader-Team geworfen, ihre Mutter entlassen, ihre Familie aus der Stadt vertrieben, das Haus angezündet und im Internet gegen sie gehetzt. Seit den Ereignissen hat sie zwei Mal versucht, sich umzubringen. Dennoch fand man auf Twitter bis vor Kurzem Sympathisanten der Vergewaltiger. Nun sind auch sie von der Plattform verschwunden, ihre Tweets nur noch als Screenshots zu finden. Besonders unter #jordanandmattarefree findet man diese Beiträge:


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