Die größte deutsche Cowdfunding-Plattform wurde in Dresden gegründet. In diesem Jahr feiert sie ihren fünften Geburtstag.
von Iris Milde, MDR INFO
"Bottle Crop, das ist der Salat aus der Flasche. Alles, was man braucht, ist im Set enthalten." Daniel Brohm öffnet einen kleinen Karton, in dem sich eine durchsichtige Plastik-Flasche befindet. Die befüllt er mit Leitungswasser, setzt einen Trichter auf die Flasche und steckt einen Aufzuchtwürfel mit einem Samenkorn hinein. Auf dem Trichter wächst der Salat. " Und dann nehmen wir das, stellen es an die sonnige Fensterbank. Nach sechs bis acht Wochen können wir den Salat ernten." Brohm und sein Kollege wollen damit zeigen, dass Zimmergärtnern Spaß macht und auch noch Wasser spart. "In der Flasche sind zwei Liter enthalten und die braucht er nicht ganz. Wenn wir das vergleichen: Auf einem Feld braucht ein Salat über 100 Liter Wasser."
Die nötigen 10.000 Euro, um ihre Idee auf den Markt zu bringen, haben Daniel Brohm und sein Partner im Internet eingesammelt und zwar auf der Crowdfunding-Plattform Startnext. Denis Bartelt ist einer der Gründer des Internetportals, das 2010 in Dresden online ging. Heute, fünf Jahre später, ist es Deutschlands größte Crowdfunding-Plattform. "Ganz kurz: Crowdfunding ist ein sehr demokratisches Finanzierungsmittel und alle, die eine Idee haben, die dafür ein Publikum finden, können das Geld aus diesem Publikum beschaffen."
Und so geht's: Der Starter dreht ein kleines Video, in dem er das Projekt vorstellt. Kommt die angestrebte Summe zusammen, kann er die Idee realisieren und die Unterstützer erhalten ein Dankeschön, meist das fertige Produkt. Startnext, inzwischen ein Unternehmen mit 10 Mitarbeitern, bekommt eine Provision. "Die Provision für unsere Plattform ist freiwillig. Die Freiwilligkeit ist für uns ganz wichtig. Das ist nämlich auch so eine Art Crowdfunding. Das heißt, wenn wir gute Arbeit leisten, dann bekommen wir auch diese freiwillige Provision. Wenn wir etwas falsch machen, dann ist es halt weniger oder wir bekommen gar nichts." Rund acht Millionen Euro wurden allein 2014 eingeworben.
Damit liegt Startnext fünf Jahre nach seiner Gründung hierzulande ganz vorn, aber noch weit hinter ähnlichen Plattformen in den USA. Die meisten Projekte auf der Plattform stammen aus den Bereichen Musik, Film, Theater und Literatur. Gerade für die Kreativbranche hat sich Crowdfunding zu einer wichtigen Finanzierungsquelle entwickelt, meint Martin Fiedler vom Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen. "Es ist niedrigschwellig, ich kann es quasi selber machen, ich bin nicht angewiesen auf Formalien oder Formulare, Antragszeiträume oder dergleichen. Ich bin vor allen Dingen im Stande über die sozialen Medien ganz andere Zielgruppen anzusprechen, die auch eben nicht Riesensummen investieren müssen, sondern, wenn sie das Projekt gut finden, mit einer kleinen Summe dem Ganzen weiterhelfen."
So müsse der Starter auch nicht das Risiko eines Kredits auf sich nehmen und kann gleich testen, ob seine Idee bei den potentiellen Kunden ankommt. Trotzdem ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig, meint Denis Bartelt von Startnext. Denn die Deutschen seien, was Geldgeschäfte im Internet angeht, sehr vorsichtig. "Ja, also ich glaube persönlich, Crowdfunding steckt noch immer weit in den Kinderschuhen. Ich habe das Gefühl, dass erst 10 Prozent der Deutschen den Begriff schon mal gehört haben und so bisschen wissen, was es ist. Dadurch, dass das Prinzip so demokratisch ist, braucht es natürlich eine große Masse an Unterstützern, damit auch große Projekte realisiert werden können. Und da ist noch viel, viel Luft nach oben."
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