Der betonierte Schulhof ohne einen Baum weit und breit. Der Sandkasten in der prallen Sonne. Das löst bei Dermatologen Horrorvorstellungen aus. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen in Deutschland neu an Hautkrebs. 3.000 pro Jahr sterben am gefährlichen schwarzen Hautkrebs. Und generell gilt: Mit jedem Sonnenbrand in der Kindheit steigt das Hautkrebsrisiko. Ein Pilotprojekt des Universitätsklinikums Dresden und der Deutschen Krebshilfe will aufklären und hat nun die erste Sonnenschutz-Kita ausgezeichnet. Iris Milde hat sie sich angesehen.
Zum Nachhören:
Atmo
Kinder
Autorin
Die Kita „Gäste der Buche“ in Dresden. Eine mächtige Blutbuche sorgt mit ihren ausladenden Ästen für angenehmen Schatten an heißen Tagen. Über die Spielgeräte sind orangene Sonnensegel gespannt, unter denen die Kinder buddeln und klettern.
Klusinsky
Im Vorfeld, als unsere neue Einrichtung übergeben wurde, habe ich in der Planung mit berücksichtigt, dass die Sandkästen eine Überdachung haben, dass Sonnensegel aufgestellt werden. Dann sind Bäume gepflanzt worden, viele Sträucher.
Sagt Kita-Leiterin Anne Klusinsky. An der Eingangstür hängt unübersehbar der aktuelle UV-Index, sodass Eltern wissen, ob die Kinder am kommenden Tag eingecremt in die Kita kommen müssen. Die Sonnenmilch Faktor 50 wird über den Förderverein der Kita finanziert. Die Kinder tragen bunte Sonnenhüte und Shirts, die auch die Oberarme bedecken.
Klusinsky
Wir haben vor vielen Jahren immer mal so Kinder gehabt, die montags nach dem Wochenende mit Sonnenbrand in die Kita gekommen sind, also das haben wir seit vielen Jahren schon nicht mehr.
Autorin
Für ihr Engagement in Sachen Sonnenschutz wurde die Kita nun als bundesweit erste mit dem Titel „Clever in Sonne und Schatten-Kita“ ausgezeichnet , vergeben von der Deutschen Krebshilfe und dem Universitätskrebszentrum Dresden. Nadja Seidel ist die Programmleiterin des Sonnenschutzprojekts für Kitas.
Seidel
Hautkrebs ist ja eine der häufigsten Krebserkrankungen und eigentlich ganz einfach vorzubeugen. Denn die meisten dieser Krebserkrankungen werden durch zu viel UV-Strahlung verursacht. Und da ist es ganz wichtig, einfach in der Kindheit anzufangen und viele Kinder werden in Kindergarten, Krippe betreut. Und wenn man da über den Tag hinweg einen guten Schutz gewährleistet, ist quasi schon viel vorgesorgt.
Clown
Seid ihr alle da? - Kinder: Ja!!
Autorin
Zum Projekt gehört auch, dass Erzieher und Kinder zum Thema Sonnenschutz geschult werden. Für die Kinder übernimmt das der Sonnenschutz-Clown Zitzewitz.
Clown
Was? Ich soll an den Sonnenschmutz denken? (Kinder lachen)
Autorin
Der Clown mit neongrünem Schlapphut, roter Nase und viel zu weiter Hose macht Strandurlaub im Turnraum der Kita. Aus seinem Koffer fischt er eine Flasche mit der verheißenden Aufschrift „Sonnenmilch“ – und nimmt einen Schluck.
Clown
Ah, ich habe ja noch die Milch! Bäh! (prustet)
Küttner
Und ich glaube, es kommt auch gut bei den Kindern an. Gerade: Warum muss ich das? Die typische Frage. Wieso denn setze ich jetzt einen Sonnenhut und es ist ja an und für sich so warm? Warum ziehe ich jetzt ein T-Shirt an, obwohl ich gerade etwas ausgezogen habe?
Clown
Einen Sonnenhut? Aber ich habe doch gerade meinen Hut abgesetzt! Wieso soll ich da schon wieder einen aufsetzen? Ach so! Ich kriege sonst einen Sonnenstich? Sonnenstich, den will ich nicht. (Kinder lachen)
Autorin
Die Kinder können sich kaum halten vor Lachen. Natürlich verstehen sie viel schneller als der tollpatschige Clown. Am Ende haben alle etwas gelernt. So auch die sechsjährige Antonia.
Antonia
Ja, dass man immer bei der Sonne viel Sonnenschutz haben muss, weil sonst bekommt man Sonnenbrand.
Autorin
Seit drei Jahren tourt Ralf Küttner als Sonnenschutz-Clown Zitzewitz im Auftrag des Universitätskrebszentrums Dresden und der Deutschen Krebshilfe durch Sachsen. Rund 30 Auftritte pro Jahr hat er. Die Nachfrage ist kaum zu decken. Doch geht es nach Programmleiterin Nadja Seidel, soll der Clown bald in ganz Deutschland unterwegs sein.
Seidel
Und da gehört dazu, dass es eine Projektmappe gibt, die verschiedene Materialien für die Erzieher bereitstellt, also es gibt eine CD mit Liedern, es gibt ein Bilderbuch. Es gibt verschiedene Bastelmaterialien.
Autorin
Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen. Die Grundlage dafür wird im Kindesalter gelegt. Je mehr Sonnenbrände im jungen Alter, desto höher das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken, so die Ärztin für Dermatologie am Universitätsklinikum Dresden Friedegund Meier.
Meier
Die kindliche Haut, die unterscheidet sich von der Haut der Erwachsenen. Die kindliche Haut ist dünner und sie hat auch auch noch nicht so die komplette Schutzfunktion entwickelt und ist daher dann stärker den schädigenden Einflüssen des UV-Lichts ausgesetzt.
Autorin
In den letzten vierzig Jahren hat die Erkrankungshäufigkeit trotz deutlich verbesserter Therapiemöglichkeiten massiv zugenommen. Einen Grund sieht Dermatologin Friedegund Meier im mangelnden Bewusstsein für Sonnenschutz. Sie fordert deshalb:
Meier
Aufklärung, dass das wirklich integriert wird, in Kindergarten, Schule usw. Und dann als Auflage ausreichend Schattenplätze und dass das auch kontrolliert wird.
Autorin
Und das nicht nur in Kita und Schule, sondern auch am Arbeitsplatz und im Freibad.
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