Von Iris Riedel
Die Antwort auf die brennendste Frage zuerst: Schädigt die ständige Arbeit am Bildschirm die Augen?
"Nein! Sie werden nicht geschädigt. Aber Sie können ermüden. Und das ist eigentlich das Wesentliche, wenn man eine Bildschirmarbeit falsch macht, dass Augen ermüden und natürlich dann auch das Muskel- und Skelettsystem Probleme machen kann", widerspricht Klaus Scheuch, emeritierter Professor für Arbeitsmedizin und Direktor des Zentrums für Arbeit und Gesundheit Sachsen.
Dennoch gilt das Phänomen "Trockenes Auge", auch Büroaugen-Syndrom genannt, inzwischen als Volkskrankheit. Laut dem Bundesverband der Augenärzte werden etwa zwölf Millionen Deutsche von brennenden, juckenden oder roten Augen geplagt. Vor allem im Winter, wenn die Heizungen aufgedreht werden. Auslöser kann aber auch die stundenlange Arbeit am Bildschirm sein.
"Der Lidschlag dient unter anderem zur Befeuchtung der Augen und wenn Sie jetzt auf diesen Bildschirm starren, dann reduzieren Sie den Lidschlag und damit die Befeuchtung."
Die Hornhaut wird nicht mehr ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt, trocknet aus und es bilden sich winzige Risse, die Jucken oder Brennen hervorrufen. Schnelle Abhilfe schaffen Blinzeln, aber auch pflegende Augentropfen, so der Professor für Arbeitsmedizin. Langfristig hilft eine augengerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes. Astrid Medack von der Berufsgenossenschaft Vbg berät Arbeitgeber, auf was dabei zu achten ist: "Dass man einen Sehabstand zwischen 500 bis maximal 800 Millimeter wählt, dass die Zeichengröße am Bildschirm bei 500 Millimeter Sehabstand nicht kleiner ist als 3,2 Millimeter. Auf der anderen Seite sollte auch der Bildschirm so aufgestellt sein, dass man nicht gegen das Fenster schaut, weil das auch eine Belastung für das Auge ist."
"Augen brauchen Abwechslung"Genauso wie Reflexionen. Ein entspiegelter Bildschirm ist für die Präventionsexpertin deshalb Pflicht. Wichtig ist auch eine gute Ausleuchtung des Raums, von der Helligkeit optimal ist Tageslicht. Wer gern mit Farben in Dokumenten arbeitet, sollte nicht gerade die Kombination Rot-Blau wählen, diese Farben kann das Auge nicht gleichzeitig fokussieren. Am besten ist tatsächlich die Standardkombination: schwarze Zeichen auf weißem Grund.
"Die Frage der Neigung des Bildschirmes spielt eine sehr große Rolle. Wenn der Bildschirm wie ein Buch aufgestellt wird, dort habe ich die entspannendste Haltung des Kopfes."
Außerdem sollte die Oberkante des Monitors höchsten auf Augenhöhe sein, weil diese durch Hochschauen noch mehr austrocknen. Die Arbeitsplatzeinrichtung ist aber kein Allheilmittel. Arbeitsmediziner Scheuch wirbt deshalb für eine Bildschirmarbeitsplatzkultur, wie er es nennt: "Augen brauchen Abwechslung. Also ich soll mindestens aller 15 bis 20 Minuten den Blick vom Bildschirm wegwenden und mindestens in eine Entfernung von sechs Metern, damit wird das Auge wieder trainiert, was sonst starr ist."
Arbeitnehmer haben Anspruch auf einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz und eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung. Wenn altersbedingt die Sehschärfe nachlässt, kann eine Bildschirmarbeitsplatzbrille nötig werden. Deren Gleitsichtgläser sind individuell auf die Tätigkeiten abgestimmt, sodass man den Bildschirm sowie Kunden und Kollegen problemlos erkennt, ohne durch die Kopfhaltung ausgleichen zu müssen. Eine Designerbrille zahlt der Arbeitgeber zwar nicht, aber er beteiligt sich an den Kosten einer Arbeitsplatzbrille.