Manche verkleiden sich als Heilige Drei Könige, andere bauen sich eine Schaukel – und am Sonntagmorgen werden alle sogar mit Sonne belohnt: über drei Tage mit Musik, Kostümen und ganz viel Wasser.
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Noch am Tag vor Festivalbeginn hatte es Warnungen vor Gewitterstürmen und Hagelschauern gegeben. Doch dann geht es endlich los, und statt des Sturms kommt: Weihnachten! Die Schafe, das Christuskind und sogar die Heiligen Drei Könige sind erschienen, um in Neuhausen ob Eck Heiligabend zu feiern. Sie singen „Oh du Fröhliche" und „Stille Nacht" und laufen über den Campingplatz.
„Wir haben jedes Jahr ein anderes Motto, dieses Jahr ist es eben Weihnachten", sagt der 28-jährige Fabian Moser, der einen König spielt. Seit rund sieben Jahren reisen er und seine 13 Freunde aus Meßkirch und Pfullendorf zusammen in ausgefallenen Kostümen auf das Southside-Festival. „Voraussetzung ist, dass alle mitmachen", sagt Moser. Andere Besucher schauen ihnen zu, schließen sich der Gruppe an, singen sogar mit. Weihnachten im Juni - auf dem Southside scheint alles möglich.
Tatsächlich entsprach die Wettervorhersage für das Southside eher einem Winterwochenende: Schwere Unwetter am Freitag und Samstag waren angekündigt. Manche sahen schon eine Wiederholung der Vorfälle von 2016 kommen. Vor drei Jahren musste das Festival wegen eines schweren Gewitters abgebrochen werden.
Larissa Schmidhuber und ihre Freundinnen Anne Waschilewski und Ricarda Auer aus Tettnang haben sich deshalb auf das Schlimmste vorbereitet. Nass geworden sind sie bei ihrer Anreise am Donnerstag zwar schon. „Wir haben eine große Plane über uns gelegt und eine Stunde gewartet", berichtet Schmidhuber. Doch sie sind gut auf den Regen vorbereitet: An den Füßen tragen sie rote Gummistiefel mit weißen Punkten, die Zelte und der Pavillon sind mit wasserabweisenden Planen abgedeckt.
Als das Gelände am Freitagnachmittag öffnet, fängt es gerade an, zu regnen. Die Besucher zücken ihre Regencapes, sodass die Menge in grellen Farben leuchtet - grün, orange, gelb. Der Regen hält die Feiernden nicht davon ab, die ersten Konzerte des Festivals zu besuchen. Und nach rund einer Stunde im Regen kommt die Sonne wieder heraus. „Das Wetter ist ja bisher deutlich besser, als es vorhergesagt wurde", sagt Larissa Schmidhuber. Und mit den ersten Sonnenstrahlen trocknen auch die Regencapes, die Jacken werden ausgezogen und die Sonnenbrillen aufgesetzt. Auch die haben die Freundinnen aus Tettnang im Partnerlook - allesamt eine rote Sonnenbrille, passend zu ihren Gummistiefeln.
Am Samstagmorgen fährt Jill Schütze mit ihrem Minimobil auf drei Rädern über den Campinglatz. Dafür ist die 21-Jährige extra aus Köln angereist. Der Job macht ihr Spaß, sie trifft unterschiedliche Menschen. Besucher, die während der Fahrt Bier mit einem Trichter trinken, sich die Haare färben oder einfach Lust auf eine wilde Fahrt haben. „Meistens bringe ich aber einfach die Menschen mit ihren Einkaufstüten und Bierpaletten zu ihrem Zelt", so Schütz. Auch Silvia und Felix haben Lust, eine Runde mit dem Fahrradmobil zu drehen, und steigen ein. „Ich finde es einfach cool, hier ein bisschen Geld zu verdienen und mir einige Bands anschauen zu können", sagt Schütze. Dann legt sie ihre Hände an den Lenker, tritt in die Pedalen und verschwindet lachend in Richtung Festivalgelände.
Am Sonntag werden die Southside-Besucher für ihr Durchhalten belohnt. Die Sonne strahlt, es hat 23 Grad. Die Besucher genießen die letzten, sonnigen Stunden auf dem Campingplatz. Die knallpinke Schaukel knatscht als Florian Greulich darauf schaukelt. „Ich schaukel gerade zum ersten Mal", sagt Greulich. Freunde von ihm haben die Schaukel aus Weinbergpfosten gebaut und mitgebracht. Ganz stabil ist sie allerdings nicht, der Schaukelnde braucht Gegenwichte an beiden Seiten.
Als stabil lässt sich auch das Wetter am Southside-Wochenende nicht beschreiben. Von warmen Sonnenstunden bis zu starken Regenfällen hat das Festival alles zu bieten. Doch die Besucher nehmen es mit Humor. Lukas Krüger-Sprengel hat sich auf seinen grünen Hut aus Stroh einen roten Regenschirm geklebt. Er soll ihn vor Regen schützen. „Ich habe ihn noch nicht getestet, aber bin zuversichtlich", sagt der aus Krefeld angereiste 24-Jährige und lacht. Das Wetter verdirbt ihm nicht die Laune: „Der Regen kann mir gar nichts", sagt er und beginnt zu tanzen - dem wechselhaften Wetter zum Trotz.
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