eVivam-Autorin Wibke Roth dachte, ihr Lebensstil sei einigermaßen gesund. Aber dann fand sie heraus, wo sich überall Zucker versteckt.
Ich bin was ich esse. Mich als Expertin in Sachen Nahrung zu bezeichnen, wäre mit Blick auf Studiengänge wie Ökotrophologie, Public-Health-oder Sports-Nutrition vermessen. Doch diese Frage sei bitte auch für Otto-Normal-Verbraucher erlaubt: Warum muss Zucker augenscheinlich auch da in aller Munde sein, wo keiner reingehört?
Bewegung und Ernährung hängen unmittelbar zusammen: und natürlich habe ich als Trainerin in diesem Zuge Fortbildungen besucht. Vielleicht ärgert es mich gerade deshalb, dass ich vergangene Woche Grundnahrungsmittel mit Zucker zu mir genommen habe, in die meiner Meinung nach keiner reingehört. Konkret war Zucker in einem Bio-Knäckebrot und in einem Kornbrot. Lebensmittel sind laut Duden eine „Ware zum Essen oder Trinken, die zum Bedarf des täglichen Lebens gehört". Heißt das, dass Brot mit Zucker zu unserem täglichen Bedarf zählt?
Machen wir uns nichts vor: Zuviel Zucker verschafft unserer Gesellschaft augenscheinlich gesundheitliche Probleme rund um die Fettsucht Adipositas und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ II. Es gibt mittlerweile Zucker-Experten wie den amerikanischen Kinderarzt Robert Lustig, Filmproduzent Damon Gameau oder Humanmediziner Kurt Mosetter, die sich dem Zusammenhang zwischen Zuckerindustrie, Essverhalten mit Verlangen nach Süßem und Folgen für die Gesundheit widmen und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauern.
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO liegt der Zuckerbedarf übrigens bei zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr. Eine weitere Reduktion unter fünf Prozent pro Tag würden dir und mir, so die Organisation, sogar zusätzlich gesundheitliche Vorteile verschaffen. Doch was sind fünf Prozent Zucker pro Tag?
Die 5-Prozent-HürdeDas entspricht höchstens sechs Teelöffel Zucker täglich. Um diese 5-Prozent-Hürde zu unterschreiten, müsste ich wissen, dass Zucker überhaupt in bestimmten Lebensmitteln steckt; danach erst könnte ich sie überhaupt prozentual in ihre Bestandteile zerlegen.
Unser Grundnahrungsmittel Brot, dass wir laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung neben Teigwaren, Kartoffeln, Nudeln und Hülsenfrüchten mehrmals täglich essen sollten, lässt sich, zumindest wenn es verpackt ist, immerhin in seine Bestandteile zerlegen. Theoretisch. Praktisch sieht die Zutatenliste so aus:
Der Gesamtzuckeranteil ist ausgewiesen. Aber auch Getreide wie Weizen oder Roggen haben - einfach gesprochen - einen Zuckeranteil: Weizen zum Beispiel über 3 Prozent, Roggen 4,5 Prozent Zucker. Ob zusätzlicher Zucker drin ist, ist gar nicht ersichtlich; verschiedene Begriffe wie Rohrzucker, Karamell oder Malzextrakt stiften nur noch mehr Verwirrung.
Zurück zum Kern: Natürlich stecke ich beim Recherchieren irgendwann tiefer im Teig als zunächst gedacht und frage mich, ob Brot aus mir unbekannten Gründen Zucker braucht. Denn es gibt amtliche Kennzeichnungen, nach denen sich die Lebensmittelhersteller richten: weniger als 10 Gewichtsteile Fett und/oder Zuckerarten auf 90 Gewichtsteile Getreide (......) dürfen laut Leitlinien des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft enthalten sein.
Die Verbraucherschutzzentralen, die sich auf die Berechnungen der britischen Lebensmittelbehörde FSA beziehen, sprechen von einem „geringen Zucker-Gehalt in Brot", wenn der Zuckeranteil unter 5 Gramm pro 100 Gramm bleibt; dann leuchtet die Lebensmittelampel - trotz Zucker - Grün.
Fast könnte man meinen, dass Zucker in Brot im Verhältnis zu anderen Lebensmitteln mit deutlich höherem Zuckeranteil unbedeutend ist. Aber nur fast. Natürlich ist es besser, weniger Zucker in einem Lebensmittel zu haben, als nötig. Aber: Was ist nötig, wenn diese Zutat mit Blick auf unsere verzuckerte Gesellschaft ganz wegfallen könnte? Für wen ist es wichtig, dass die Krume chic aussieht? Ich spreche nicht von Gebäck oder Stuten: Da braucht die Hefe zum Beispiel den Zucker, um gären zu können. Da weiß ich beim Kauf aber auch, dass ich mir bewusst etwas Süßes zu Gemüte führe.
In Schwarzbrot wird u.a. Zuckerrübensirup zum Färben und Süßen genutzt. Ich bin mir fast sicher, dass das viele Menschen nicht wissen. Braucht Brot aus irgendwelchen anderen Gründen Zucker? Die Antwort kommt aus einer alt eingesessenen Bio-Vollkornbäckerei: Nein, braucht es nicht. Das Brot-Sortiment dort sei zu 90 Prozent zuckerfrei. Hefezopf, Schwarzbrot & Co. bilden den leckeren klebrigen Rest.
Apps wie Codecheck helfen dir, eine Einschätzung über ein Lebensmittel zu erhalten. Codecheck.info soll dir durch Transparenz bei deinen Kaufentscheidungen helfen. Du erhältst einen Überblick über die Inhaltsstoffe, Labels, Nährwerte, Hersteller und die Herkunft eines Produkts.