Es dauert Sekunden, bloß ein paar Takte, und Kate Tempest hat einen in ihren Spoken-Word-Kosmos eingesaugt. Man schwebt mit ihr im All, Tempests raue Stimme gibt die Regieanweisungen. Man schaut herab auf die Welt. Ganz plötzlich wächst da das dringende Bedürfnis, diese Welt zu begreifen. Zu wissen, ob sie noch optimistisch ist oder in Sorge. Immer weiter zoomt Tempest ein Richtung Erde, bis man sich in den Straßen Südlondons wiederfindet, um 4:18 Uhr. Nicht mehr ganz Nacht, noch nicht Tag. „Es ist eine Zeit, die niemand anderem gehört als dir", sagt Tempest. Manchmal steht sie genau dann auf, zwischen Nacht und Tag, um zu schreiben. Sie hat dann wenige Stunden geschlafen, stand womöglich auf einer Bühne am Vorabend. Und wenn die Dämmerung vorbeigezogen ist, der Tag beginnt, dann lässt auch sie ihren Tag beginnen.
Rétablir l'originalVivian Alterauge
Hamburg
Reportage spécial