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Meinung: Kuss-Skandal um Rubiales zeigt: Es braucht viel mehr Mutige

Es ist verdammt einsam geworden um Luis Rubiales, den Präsidenten des spanischen Fußballverbandes (RFEF). Die Nationalspielerinnen boykottieren das Nationalteam, Erfolgstrainer Jorge Vilda ist von ihm abgerückt, der spanische Sportminister rügte ihn öffentlich, die Fifa sperrte ihn vorläufig und selbst die UNO hat sich mittlerweile eingeschaltet.


Nach dem WM-Sieg hatte er Stürmerin Jenni Hermoso auf den Mund geküsst. Nicht einvernehmlich, wie sie mehrfach betont hatte. Rubiales sieht das anders und beharrt dabei stur wie ein bockiger Teenager auf seinem Standpunkt. Freiwillig legt er sein Amt nicht nieder, dafür braucht es nun wohl den spanischen Sportgerichtshof.


Machtbesessener Mann nimmt Spielerinnen die Aufmerksamkeit und Ehre


Ein machtbesessener Mann nimmt den Spielerinnen nach ihrem größten Triumph die Aufmerksamkeit und Ehre, die sie verdient haben. Um die neuen Weltmeisterinnen geht es nicht mehr, der Kuss-Skandal überschattet den Triumph. Und Rubiales tut alles dafür, dass das so bleibt.


Mit seinem Verhalten macht der 46-Jährige deutlich, dass er glaubt, sich in seiner Position offenbar alles erlauben zu können. Von Einsicht keine Spur. Warum auch? Zu oft hatte sein Fehlverhalten in der Vergangenheit keine Konsequenzen: nicht bei den Gerüchten um eine Sex-Party auf Verbandskosten, nicht bei der umstrittenen Vergabe der spanischen Supercopa nach Saudi-Arabien und selbst bei den Ermittlungen gegen ihn wegen Körperverletzung musste er nie ernsthaft um sein Amt fürchten.


Rubiales "eine Schande" für Spanien


Nun ist Rubiales erstmals so massiv unter Druck, dass er tatsächlich kaum noch zu halten ist. Zu verdanken hat die große Fußballnation Spanien - für die ein übergriffiger Verbandsboss wie Rubiales eine Schande ist - diesen längst überfälligen Schritt Jenni Hermoso und ihrem großen Mut, sich über die machohaften Mechanismen der Macht und die verkrusteten Verbandsstrukturen hinwegzusetzen, indem sie ihre eigene Version schilderte.


Wenn der Fall Rubiales also eines zeigt, dann ist es das: Es braucht im Fußball - und längst nicht nur im spanischen - viel mehr Mutige wie Jenni Hermoso, die die Machenschaften der Silberrücken nicht mehr mittragen.

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