Den Empfang stellt ein Feldharnisch von Erzherzog Ferdinand II von Tirol: Die Hülle aus geschmiedetem, feuervergoldetem und geschwärztem Eisen und graviertem Messing demonstriert Kampfbereitschaft und männliche Standhaftigkeit. Übersehen wird dabei normalerweise die kleine Federhülse am Hinterkopf des Helmes. Nicht so in der aktuellen Ausstellung im Kunsthistorischen Museum: Die Federhülse ist das entscheidende Detail, das der Erzählung über Ritterlichkeit und Courtoisie eine Wendung geben kann. In ihr steckt nämlich ein prächtiger roter Federschmuck und die Rüstung des Erzherzogs erinnert damit eher an ein schillerndes Kostüm beim brasilianischen Karneval. Mit so einem Federschmuck lässt es sich nicht kämpfen, sondern posieren.
Im Gegensatz zum heute populären Glauben von mittelalterliche Turniere bestreitenden Helden in Stahl waren die Harnische nicht nur Schutzkleidung für Kämpfer, sondern erfüllten vielfältige Funktionen. Das erste große Missverständnis ist dabei der Zeitpunkt: Harnische erlebten ihre Blüte in der frühen Neuzeit und Renaissance, nicht im Mittelalter. Das zweite große Missverständnis: Viele Ritterrüstungen boten nicht nur Schutz vor Verletzungen, sondern erfüllten symbolische Funktionen bei festlichen Anlässen am Hof, wo sie eine siegreiche und starke Männlichkeit inszenierten.
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