SENDETERMIN Mi., 15.04.20 | 23:15 Uhr | Das Erste
Inhalt in Kürze: - Einzelhändler unterstützen sich gegenseitig beim Weg ins Internet. - Die Medizintechnik boomt, und die Medizin könnte digitaler werden. - Viele Unternehmen arbeiten daran, in der Medizin fehlende Ausstattung wie Atemmasken oder Gesichtsschilde per 3-D-Druck herzustellen.
In Zeiten von Corona steht in der Wirtschaft vieles still. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, Betriebe warten vergeblich auf Lieferungen ihrer Zulieferer, viele Unternehmer fürchten um ihre Existenz. Aber es ist auch die Zeit für kreative Ideen und mehr Tempo in der Digitalisierung.
Einzelhandel geht onlineBesonders kritisch ist die Situation für viele Einzelhändler. Wer bislang nur über ein Ladengeschäft und nicht online verkauft hat, hat derzeit besonders mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Mit dieser Krise könnte gut die Hälfte der kleinen Händler mit Ladengeschäft verschwinden, schätzt Online- und Einzelhandelsexperte Gerrit Heinemann. Vor Corona hatte er diese Entwicklung bis zum Jahr 2030 prognostiziert. Die Pandemie ist nun ein digitaler Weckruf für den Handel - das glauben auch die Macher hinter der Plattform "Händler helfen Händlern". Hier bieten Händler anderen Händlern Unterstützung beim Weg ins Internet, helfen beim Aufbau eines Onlineshops oder zeigen, wie man mithilfe von sozialen Medien ohne große Investitionen Kunden erreichen kann.
Medizintechnik boomtIn den vergangenen Wochen gingen bei Philips - Weltmarktführer in Beatmungstechnik - so viele Aufträge wie in den vergangenen zehn Jahren ein. An zwei Standorten in den USA produziert das Unternehmen rund um die Uhr und hat die Produktionskapazitäten in diesem Quartal bereits verdoppelt. Bis zum Sommer sollen sie vervierfacht werden. In Deutschland stellt Philips unter anderem die für die Überwachung der Lungenfunktion erforderlichen CT-Geräte her.
Dabei werden die Aufträge auf Grundlage von Daten der Weltgesundheitsorganisation nach Dringlichkeit in der Region bedient. Neben kurzfristigen Umsatzsteigerungen für die Zeit der Pandemie könnte Corona der Medizinbranche aber auch einen Fortschrittsschub bescheren, sagt Philips-CEO Frans van Houten im Interview mit "Plusminus". Denn neben den lebenswichtigen Beatmungsgeräten oder Intensivbetten sei auch die Nachfrage nach Telemedizin und Robotik für die Krankenpflege stark gestiegen. Die Medizin könnte also digitaler werden.
3-D-Druck gegen LieferengpässeSchon lange gilt die 3-D-Drucktechnik als riesige technische Innovation, die das Potenzial hat, Teile der Produktion in die westlichen Industrieländer zurückzuholen. Noch ist die Technik sehr teuer und wird vor allem für hochspezielle Bauteile eingesetzt. Doch in der Corona-Krise ändert sich das gerade. Viele Unternehmen - vom großen Autobauer bis zur Zahnarztpraxis - arbeiten derzeit mit daran, in der Medizin fehlende Ausstattung wie Atemmasken oder Gesichtsschilde zu drucken. "Plusminus" ist vor Ort beim Lüneburger Unternehmen Bionic Production, das biometrisch angepasste Atemmasken entwickelt.
Bericht: Verena von Ondarza Kamera: Sven Döffinger, Helmut Brüker Schnitt: Andrea MüllerStand: 20.04.2020 14:02 Uhr