Stand: 11.12.2017 08:28 Uhr - Markt | Archiv
Einkaufs-Apps versprechen Rabatte und maßgeschneiderte Angebote. Doch dafür geben die Kunden vor allem persönliche Daten preis. Nach Recherchen von Markt erfassen die Apps von Edeka, Rossmann und der Hamburger Drogeriekette Budni während der Nutzung Standortdaten und Daten zu einkaufsbezogenen Interessen und Vorlieben.
Informatiker untersuchen Einkaufs-AppsIm Auftrag von Markt haben Informatiker der Universität Hamburg die Programmierung und Funktionsweise der Apps untersucht. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass App-Nutzer Daten an Google, Facebook und Marktforschungsunternehmen übermitteln. Die Nutzer haben sich damit einverstanden erklärt, sobald sie die Datenschutzerklärung der jeweiligen App akzeptiert haben - offenbar häufig unbewusst. Daten an Google und Facebook werden in der Regel mithilfe einer Nutzer-ID übermittelt und nicht in Verbindung mit persönlichen Daten wie Name oder Alter.
Edeka-App erfasst StandortdatenDie Edeka-App bietet den Blick in aktuelle Angebote des vorher ausgewählten Lieblingsmarktes, Coupons, eine Rezeptdatenbank, eine virtuelle Einkaufsliste. Außerdem kann die App auch als Ersatz zur EC-Karte zum Bezahlen im Laden genutzt werden.
Die App erfasst bei jeder Nutzung Standortdaten, aus denen man Bewegungsprofile erstellen könnte - auch wenn die Kunden in der Rezeptdatenbank surfen oder Einkaufslisten erstellen. Edeka teilte auf Anfrage mit, dass aber keine solchen Profile erstellt würden: "Die standortbezogenen Daten werden nur abgerufen, aber nicht auf unseren Servern gespeichert, sondern lediglich zur Anzeige in der App benutzt." Die Erhebung der Daten sei erforderlich, weil die angezeigten Angebote sich auf den gewählten Lieblingsmarkt des Kunden beziehen.
Aus Sicht von Datenschützern bewegt sich Edeka damit in einer Grauzone, denn sensible Daten wie Standortdaten dürfen nur erfasst werden, wenn sie für die Funktion einer App erforderlich sind, also zum Beispiel bei der Suche des nächstgelegenen Marktes.
Rossmann-App übermittelt persönliche DatenDie Rossmann-App geht noch weiter und übermittelt persönliche Daten der Nutzer. Sobald man sich registriert hat, werden der vollständige Name, das Alter und sämtliche Nutzungsdaten automatisch an ein Marktforschungsunternehmen gesendet. Dies wurde bis vor Kurzem nicht in der Datenschutzerklärung erwähnt.
Auf Anfrage teilte Rossmann mit, man nehme das Thema Datenschutz sehr ernst und habe deshalb "unverzüglich eine Aktualisierung der Datenschutzerklärung in unserer App in die Wege geleitet." Am eigentlichen Verfahren änderte der Konzern aber nichts.
Rossmann bietet Coupons, allgemeine Angebote und Mengenrabatte. Neben Produkt-Coupons bietet die App auch regelmäßig Rabattcoupons, die auf einen gesamten Einkauf eingelöst werden können. Bei der Installation der App kann der Nutzer, Produktkategorien festlegen, für die er Angebote erhalten möchte.
Budni-App: Individuelle Angebote aufs Smartphone?Budni wirbt mit zehn individuellen Angeboten pro Tag. Die gibt es zusätzlich zu den allgemeinen Angeboten, die auch in der App aufgeführt sind. Mit der Budni-App kann man ebenfalls über das Scannen von Produkten oder durch manuelle Eingabe eine Einkaufsliste erstellen. Nutzer der Budni-Kundenkarte können ihr Benutzerkonto in die App übertragen und Bonuspunkte sammeln.
Praxistest: Keine App überzeugteIm Praxistest hat Markt die Einkaufs-Apps von Budni ein halbes Jahr lang ausprobieren lassen:
Die in den Apps von Edeka und Budni angezeigten Angebote fanden die Tester nicht ansprechend: Sie unterschieden sich offenbar nicht von den regulären Angeboten für alle Kunden. Eindruck der Tester: Zwar wurden die persönlichen Daten erfasst, es gab jedoch keine maßgeschneiderten Angebote oder individuelle Rabatte. Edeka bestätigte, dass die Angebote nicht auf den Nutzer zugeschnitten sind: "Die Individualisierung der Angebote basiert auf der Marktauswahl durch den Nutzer und nicht auf dem konkreten Einkaufsverhalten der Nutzer." Budni schreibt: "Nicht jedes Angebot kann zu hundert Prozent passen, daher bieten wir entsprechend täglich bis zu acht Angebote an." Etwas zufriedener waren die Tester mit der Rossmann-App: Die Angebote entsprachen zwar nicht immer den Interessen, dafür konnte man Rabatt-Coupons sammeln und auf den kompletten Einkauf anrechnen lassen.Dieses Thema im Programm:
Markt | 11.12.2017 | 20:15 Uhr