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Bald arbeitslos? Ein Mitarbeiter von Air Berlin erzählt

Tausende Air-Berlin-Mitarbeiter wissen derzeit noch nicht, wie es weiter geht. Und das kurz vor Einstellung des Flugverkehrs. In einer Pressemitteilung gibt Air Berlin an, dass es einen „großen Run auf die erste Jobbörse von Eurowings" gegeben hat. Ein angestellter Steward Mitte 40 meint, dass er selbst keinen kenne, der sich dort beworben habe. Er selbst möchte anonym bleiben, um mögliche Verhandlungen nicht zu gefährden (der Name ist der Redaktion bekannt). Der Mann berichtet, dass es zwar einen Betriebsrat und eine Tarifkommission bei Air Berlin gibt, allerdings fühle er sich rechtlos. Er arbeite 20 Jahre im Unternehmen und fühle sich übergangen. „Wir haben alle noch keine Kündigung, obwohl es bald vorbei sein soll. Wir sind nicht billiges Personal, wir standen immer hinter der Firma und jetzt fragt uns keiner, wie es uns geht."

Er selbst sehe seinen Beruf als Berufung und deshalb würde er akzeptieren, wenn er ein paar hundert Euro weniger verdienen würde oder einen freien Tag weniger hätte. „Aber nicht zu den Bedingungen, die sie uns anbieten." Die tariflich schlechter Bezahlten seien schon übernommen worden. Diejenigen mit alten und besseren Verträgen haben noch nichts in der Hand. Das Grundgehalt beträgt 1100 Euro brutto bei einer Vollzeitstelle. Das sind bis zu 60 Prozent weniger Gehalt, je nachdem welchen Vertrag Angestellte hatten. „Ich zahle alleine rund 1000 Euro Miete. Ich kann auch nicht einfach zu meinem Vermieter gehen und sagen: Ich zahle ab nächstem Monat nur noch 400 Euro." Der Steward verweist auch auf allein erziehende Mütter, Eheleute oder Familienväter. Die Situation sei prekär und gerade die Menschen, die für Sicherheit im Flugzeug sorgen sollen, würden diesem Druck ausgesetzt. Gerade jetzt möchte er anständig behandelt werden. „Wir könnten die restlichen Tage auch alle krank feiern. Aber das machen wir nicht. Wir halten die Firma gemeinsam hoch." Die Angestellten wollen mit erhobenem Haupt ihren Job zu Ende führen, betont der Mann. „Man steht hier und verkauft auch noch die zwanzigste Currywurst, weil man denkt, man kann noch etwas bewirken."

Der Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft sei ein schönes Zeichen. Man kenne sich über die Jahre und Jahrzehnte. „Für uns Alteingesessene geht auch ein Stück Leben. Selbst die Gäste wünschen einem beim Aussteigen jetzt betont alles Gute und sind bei uns. Das merkt man und tut gut."

Was er persönlich vorhabe, wisse der Steward noch nicht. „Natürlich würde ich weiter Steward bleiben wollen. Ich habe so eine Freude an meinem Job, dass mich einmal eine Dame zu sich gerufen hatte und meinte, es freut sie, mich bei der Arbeit zu beobachten, weil ich so eine Freude am Job hätte." Er habe vor Air Berlin als Kellner und Büroangestellter gearbeitet. Er ist guter Dinge, dass er etwas anderes findet, sollte es denn soweit kommen. „Wenn man flexibel ist, findet man auch sicher etwas. Man muss nur den Mut und einen breiten Horizont haben."

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