Drei Stimmen von der Protestaktion.
Die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" machen für gewöhnlich mit Schulstreiks und Demos auf sich aufmerksam. Am Dienstag nutzten sie allerdings eine neue Bühne:
Einige der etwa 25 Aktivistinnen legten sich auf den Boden und stellten sich tot. Wolfgang Schäuble musste die Glocke läuten -"öffentliche Proteste" sind der Hausordnung zufolge im Bundestag untersagt. Während Schäuble weitersprach, blieben die Jugendlichen minutenlang am Boden liegen.
Der kurze Protest fand nicht während einer normalen Plenarsitzung statt, sondern im Rahmen von "Jugend und Parlament". Bei der Veranstaltung simulierten etwa 300 Jugendliche in einem Planspiel Parlamentsdebatten. Echte Abgeordnete nominierten sie als ihre Vertreter. Als sich die "Fridays for Future"-Aktivisten auf den Boden legten, waren also kaum Abgeordnete im Saal - dafür aber viele Jugendliche, die die Aktion zum Teil alles andere als lustig fanden. Einer preschte nach vorne und riss das Plakat nieder, andere begleiteten die Aktion mit "Buh"-Rufen.
Schäuble selbst ließ die Jugendlichen gewähren und redete weiter. "Bleiben Sie ruhig liegen", sagte er und verwies darauf, dass spätestens Mittwochmittag jeder wieder aufstehen müsse - dann fände eine richtige Bundestagssitzung statt.
Wir haben mit einer Beteiligten gesprochen - und jemandem, der den Protest alles andere als gelungen fand.
"Ich selbst bin nicht bei den 'Fridays for Future', stehe jedoch hinter deren Forderungen. Am Samstag wurde ich angesprochen und bin so ins Orga-Team der Aktion gerutscht. In weniger als drei Tagen haben wir alles auf die Beine gestellt.
Das war ein Kraftakt: wenig Schlaf, viel Stress und eine Menge Mut. Es war nämlich durchgesickert, dass es die Aktion geben würde. Ich wurde vorab daher noch einmal ermahnt, dass ich das zu unterlassen hätte. Es verstoße gegen die Ordnung.
Das stimmt zwar, aber wir wollten dennoch diese einmalige Chance und Bühne nutzen, um unsere Botschaft ins ganze Land zu tragen. Es war uns wichtig, die Aktion nach der letzten Debatte von 'Jugend und Parlament' durchzuführen, da wir diese schöne Initiative nicht stören wollten.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass es keine Parolen oder Rufe unsererseits geben sollte. Ebenso keine Gewalt oder Widerstand. Wir wollen klar ausdrücken, dass wir eine friedliche Bewegung sind. Umso undemokratischer finde ich es, dass uns jemand das Transparent aus der Hand riss."
"Unabhängig vom Inhalt der Bewegung finde ich es wirklich schäbig, dass die Würde des Hohen Hauses so gestört wird.
Der Großteil der Jugendlichen im Saal äußerte während der Aktion Unmut. Auch das Transparent wurde ihnen entrissen.
Ich würde mir wünschen, dass gezeigt wird, dass ein Großteil des Jugendparlamentes gegen diese Aktion war, und nicht einfach nur gesagt wird, dass die Jugend ein Zeichen für irgendwas gesetzt hätte."
"Ziviler Ungehorsam ist nicht für Jedermann, das hat man bei der Aktion deutlich gemerkt. Ich fand aber, es war ein wichtiges Zeichen und zeigt, wie groß die Gefahr der Klimakrise ist. Auch wenn ich selbst nicht mit auf dem Boden lag, unterstütze ich, was die Aktivisten gemacht haben.
Bei einer Jugend-Sitzung kann man schon mal so auf sich aufmerksam machen. Dass Gegner das als respektlos bezeichen, halte ich für Quatsch.
Bei einer echten Sitzung würde ich so eine Aktion allerdings nicht bringen. Erstens verstößt gegen die Geschäftsordnung des Bundestages und zweitens geht demokratischer Diskurs sowieso anders.
'Fridays for Future' muss auch nicht immer neue Mittel finden, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie sollen einfach freitags demonstrieren und dadurch sichtbar bleiben. So erreicht man eher andere, als einfach den Protest auf die Spitze zu treiben."
Egal, wie man zum Gelingen der Aktion steht - ein Signal an die Politikerinnen und Politiker im Haus war sie dennoch. Bei einer anschließenden Fragerunde waren Vertreter aller Parteien geladen, der Klimaschutz spielte eine große Rolle. Und die Grünen-Abgeordnete Katrin Göring-Eckhardt musste zugeben, dass es im Bundestag oft zu langsam geht: