In der Volkshochschule hat es in den vergangenen Monaten bereits mehrere „Offene Diskussionsforen" gegeben, die Leiter Rolf Sprink gemeinsam mit Leipziger Bürgerrechtlern initiiert hatte.
Der Abend über „Macht, Medien und Politik" war mehr als Seminar angelegt und als Form von Wissensvermittlung gedacht. Das Format des „Politischen Dienstagstreff" behandelt bis Mai monatlich an der Volkshochschule Themen, die derzeit die Bürger bewegen: Medien, Einwanderung, Putin, die deutsche Kultur.
„Overnewsed but underinformed"Der Politikwissenschaftler Udo Metzinger geht davon aus, sein Vorhaben der politischen Bildung zu den komplexen „Themen" könne auch in vier Stunden funktionieren, da sich für die Leipziger ein Forum biete, sich mit Fragen, die „auf der Straße herumwabern" tiefer gehender auseinanderzusetzen. Metzinger, seit vielen Jahren in der politischen Bildungsarbeit tätig, leitet seit acht Jahren in einem festen Kreis einmal monatliche „Montagstreffs" an der Volkshochschule Leipzig zu Politik, Wirtschaft und Kultur. Das Misstrauen zu den Medien sei für ihn nicht neu, sondern begegne ihm schon seit Jahren in seinen Seminaren, nur treten sie nun gebündelt auf. Die Bürger seien „overnewsed but underinformed" und das Bedürfnis nach Einordnung sei groß, so Metzinger.
"Jammern auf hohem Niveau"Wie in der klassischen politischen Bildung üblich, war der „Dienstagstreff" in mehrere Blöcke unterteilt. Fragen an die Teilnehmer, wie denn ihr Vertrauen zu den Medien sei, endete nicht selten in kontroverse, hitzige Diskussionen. Das „Unwort des Jahres" war einige Male zum „Wort des Jahres" gekürt worden. Es gab kritische Haltungen zur Pressefreiheit. Ein wesentlicher Vergleich, der häufig gezogen wurde, war jedoch die Erfahrung der Teilnehmer mit der Pressefreiheit zu DDR-Zeiten, in der Meinungsbildung noch vorgeschrieben wurde.
Doch all dies sei jedoch „Jammern auf hohem Niveau" wie Metzingers Erklärung zum Stand der Pressefreiheit in Deutschland im internationalen Vergleich zeigte.
Besonders ging er auf den medialen Umgang mit Thilo Sarrazin ein. Es wurde diskutiert, ob Sarrazin ein Tabubrecher sei, wie Redakteure Inhalte aufbereiten und mit solchen Interviewpartner umgehen. Schnell machten einige Teilnehmer ihre Positionen deutlich: Selbstkorrektur der Medien ist gewünscht. Die Ukraine-Berichterstattung sei hierfür nur ein Beispiel.
Wie die Medien eigentlich funktionierenMetzinger erklärte den Teilnehmern des Weiteren wie sogenannte „Agenda-Setting" Modelle durch politische Akteure, den Medien und des Publikums funktionieren. Ein Erklärungsgrund, wieso Pegida sich im Internet so schnell verbreitet hat. Dass jene Digitalisierung und die der Medien viele Fragen im Publikum aufwarf, wurde an vielen unsicheren Fragen deutlich.
Dennoch: Im Nachhinein bestätigte Metzinger, dass Stimmen, die anfangs lauter waren, sich deutlich weniger pauschalisiert geäußert hätten und wohl durch die Auseinandersetzung doch ein Umdenken in Gang gesetzt wurde. Ob das Zitat des amerikanischen Politologen Benjamin Barbers "Die Demokratie ist in Gefahr, wenn Meinung und Vorurteil an die Stelle von Wissenschaft und Vernunft treten", den Udo Metzinger zur Eröffnung und zum Abschluss auswählte, hier seinen Teil dazu beigetragen hat, ist eine andere Frage, die sich stellt