In einem jüdischen Altenheim in Frankfurt wohnen Menschen, die den Holocaust überlebten. Warum haben sie sich entschieden, ausgerechnet im Land der Täter alt zu werden?
In Frankfurt am Main, an einer Straße, die Bornheimer Landwehr heißt, steht ein Haus hinter hohen Mauern und einem Tor aus Eisen. Polizisten halten regelmäßig Wache, Kameras hängen über dem Eingang. Es geht durch das Tor, einen gepflasterten Weg entlang, vorbei an blühenden Blumen, man kommt an eine Tür aus Glas, auf der "Shalom" steht und "Willkommen". Sie öffnet sich automatisch.
Hier, im Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde, gibt es noch Menschen, die Auschwitz überlebt haben, die jene Zeit miterlebten, als im Land die Synagogen brannten. Menschen, mit denen man sich darüber unterhalten kann, warum sie sich entschieden haben, im Land der Täter alt zu werden und hier ihren letzten Weg zu gehen. Vielleicht ist die Erinnerung an die Schoah nirgendwo in Deutschland lebendiger als hier.
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DOSSIER in DIE ZEIT, 24/2021.
Der Text war 2021 in der Kategorie "Bester freier Reporter" für den Deutschen Reporter:innenpreis nominiert.