Ochsenhausen Eigentlich könnte es nicht besser laufen: Die schier übermächtigen Borussen aus Düsseldorf krebsen auf dem dritten Platz rum, verlieren sogar gegen Fulda-Maberzell. Und auch die Dauer-Finalisten der TTF Liebherr Ochsenhausen stehen nach sechs Spielen nur auf dem sechsten Platz. Die Liga bietet also Spannung, auch wenn nicht alle glücklich drüber sind. Wie und ob die TTF das Minimalziel Play-Offs noch erreichen, erklärt TTF-Präsident Rainer Ihle vor dem Spiel gegen Grenzau am Sonntag (15 Uhr, BSZ-Halle Biberach) im Gespräch mit SZ-Sportredakteur Tobias Kestin.
SZ: Saarbrücken Erster, Düsseldorf Dritter und die TTF Sechster - Punktgleich mit dem Vorletzten: Herr Ihle, was ist mit der Liga los?
Rainer Ihle: Die Tabelle hat viele Gründe. Düsseldorf hat gerade enormes Verletzungspech und bei uns sind die Spieler noch nicht angekommen. Die drei neuen Skachkov, Gacina und Pitchford sind noch nicht integriert, dazu kommt noch unser neuer Trainer. Alle vier sind keine Roboter, denen müssen wir Zeit geben. Auch dürfen wir nicht vergessen, dass die Konkurrenz nicht schläft.
Sechster zu sein, darf nicht der Anspruch der TTF sein. Aber ist es ein Zeichen für die neugegründete Tischtennis-Bundesliga?
Es ist eigentlich genau das, was wir uns gewünscht haben. Die DTTL ist Europas Topliga, hier kann jeder jeden schlagen. Damit das so bleibt, planen wir auch schon für die kommende Saison und führen Verhandlungen. Derzeit vertrauen wir aber unseren Spielern. Noch läuft es bei uns nicht optimal. Aber das ist Sport, auch Bayern München hat Durchhänger. Davon lassen wir uns nicht nervös machen, auch weil die Saison noch lang ist. Vor zwei Jahren hatten wir nach der Vorrunde nur acht Punkte gehabt. Trotzdem sind wir bis ins Finale gekommen. Die Situation ist ernst, wir gehen da nicht blauäugig ran, aber wir sind optimistisch.
Warum hakt es gerade bei den TTF?
Bei der letzten Teamsitzung kam heraus, dass es vor allen Dingen eine Kopfsache ist. Alle Spieler wollen sehr viel und verkrampfen.
Dass Ihre Spieler es können, hat Skachkov jüngst beim World-Team-Cup in Magdeburg gezeigt. Nur Gacina hat noch Probleme.
Das war sensationell, dass Kirill Skachkov mit Ma Lin die Nummer 3 der Welt geschlagen hat. Das schockt die Chinesen, dass ein Europäer sie schlagen kann. Das zeigt, dass wir nicht blöd waren, ihn zu verpflichten. Andrej Gacina hat zurzeit null Selbstvertrauen, weil er einige Spiele knapp 9:11 verloren hat. Wir müssen ihm Zeit geben, sensibel sein und ihm keinen Druck machen - den macht er sich selber genug, denn er will weiter in Ochsenhausen bleiben. Wenn er sich aus der Krise herauszieht, dann kann es ganz schnell in die andere Richtung gehen, das ist reine Kopfsache. Er hat den Charakter und die Substanz, das hat er in der Vorsaison bewiesen
Wäre Liam Pitchford für das Spiel gegen Grenzau eine alternative zu Gacina oder Skachkov?
Liam gehört ganz klar zu den vier besten jungen Europäern und er wird seinen Weg gehen. Aber er spielt die kommenden drei Wochen die Jugend-WM. Das ist sein letztes großes Jugendturnier, das wollen wir ihm nicht verbauen. Außerdem hätten wir einem 18-Jährigen den derzeitigen Druck nicht aufgebürdet.
Worauf kommt es am Sonntag beim Heimspiel gegen Grenzau an?
Wir müssen als Team funktionieren und die Leistung abrufen. Unsere Nummer 1 Tiago Apolonia braucht den Rückhalt im Team, dann fällt es ihm leichter, die zwei Punkte zu holen, die von ihm gefordert sind. Das macht er sehr gut gerade, nachdem er den Durchhänger am Saisonstart überstanden hat. Dank eines unserer Sponsoren erwarten wir ein volles Haus, die Sparkasse hat über 1000 Tickets verlost. Das hilft, denn wir müssen unbedingt siegen, das Spiel gegen Grenzau ist der Auftakt zu schweren Wochen mit Spielen gegen Düsseldorf und Fulda. Da brauchen wir mindestens vier Punkte, um den Anschluss an die Play-Off-Runde zu halten. Aber Düsseldorf ist angeschlagen. Das macht sie auf der einen Seite gefährlich, aber sie haben auch enormen Druck, gegen uns zu gewinnen.
(Erschienen: 10.11.2011 17:30)